137 – Die Magie der Gegentrends

Wie die Trend-Gegentrend-Logik eine neue Form des Zukunfts-Verstehens ermöglicht

Matthias Horx, März 2025

Die Gegentrend-Map in hoher Auflösung können Sie hier kostenlos herunterladen (PDF-Datei): thefutureproject.de

Was ist mit der Zukunft passiert?

Gegentrends. Was für ein merkwürdiges, ja lästiges Wort. Es lässt uns kurz innehalten. Ist das nicht ein Paradox? Ein Widerspruch in sich selbst?
Trend sind Trends. Sie gehen nur in eine Richtung!
So sind wir es gewohnt.
Warum jetzt auch noch ein „Gegen“?

Das menschliche Hirn ist ein sehr spezieller Apparat. Als Spezies mit einem großen Hirnvolumen und einer extremen Synapsendichte sind wir zu enormen mentalen Leistungen fähig. Wir können ganze Universen in unserem Kopf erschaffen, komplexe Zukünfte imaginieren. Und sie auf dem Wege der Kultur mit vielen anderen Menschen teilen. Mark Zuckerbergs METAVERSE ist vielleicht auch deshalb so erfolglos, weil wir sowieso virtuelle Wesen sind. Wir brauchen nicht auch noch Simulations-Krücken, die uns als Avatare in künstliche Umwelten versetzen.

Wenn es allerdings um die reale Welt geht, um den wirklichen Wandel der Welt, sind wir manchmal ziemlich faul. Denkfaul. Wir lieben das Lineare. Das was immer geradeaus geht. In eine EINdeutige Richtung.

Grafik: Trend / Gegentrend© Horx Future GmbH

Der Begriff „Gegentrends“ hat gleichzeitig eine eigenartige Faszination. Eine Art Oszillation. Zunächst entsteht eine Abwehr. Wozu das Ganze? Wollt ihr uns verwirren? Wir wollen wissen, wo es langgeht – nicht wo es NICHT langgeht!

Aber dann öffnet sich etwas in den Synapsensystemen. Eine seltsame ERLEICHTERUNG macht sich breit. Manchmal kommt sogar ein Strahlen in die Gesichter.
Die Zukunft wird plötzlich wieder offen. Es entsteht eine Form der kognitiven Entspannung. Der mentalen Erleichterung. Der Zukunfts-Krampf, in dem sich heute viele befinden – Wo soll das alles hingehen? Panik, Angst, Depression! –, löst sich. Manchmal hört man sogar eine Art Stöhnen der Erleichterung. Ein tiefes Durchatmen. Endlich!
Die Zukunft, die schon verstorben war, ist plötzlich wieder lebendig.

Goodbye Megatrends

Das meistbenutzte Tool der Trend- und Zukunftsforschung in den letzten Jahrzehnten war das System der MEGATRENDS. Dieser schon phonetisch mächtige Begriff wurde Anfang der 80er Jahre vom amerikanischen Publizisten und Wirtschaftsberater John Naisbitt erfunden. Naisbitt beschäftigte sich mit vielen kleinen Trends in Politik und Gesellschaft, die er schließlich zu großen Bündeln zusammenfasste. MEGA, das war einfach unwiderstehlich.

Viele Jahre waren die „Standard-Megatrends“ tatsächlich so etwas wie verlässliche Zukunfts-Wegweiser. Globalisierung, Individualisierung, Urbanisierung, Digitalisierung: schon mit diesen „Big Four“ ließen sich zahllose PowerPoint-Vorträge füllen und Phänomene erklären. Megatrends repräsentierten einen verlässlichen „Future Frame“, einen Rahmen, durch den man immer geradeaus in die Zukunft blicken konnte. Sie standen für den „Fortschritt“ allgemein, der sich in einem ewigen „immer mehr“ ausdrückte.

  • Immer mehr Globalisierung führt zu einer ewigen weltweiten Dauerkonjunktur, führt zu Frieden, Freiheit, Wohlstand …
  • Immer mehr Individualisierung prägt die Lebensstile und Wertenormen; am Ende sind wir alle „perfekte Ichs“.
  • Immer mehr Digitalisierung macht alles praktisch, effizient und zuverlässig.
  • Immer mehr Menschen ziehen in Großstädte, die urbane Lebensform wird absolut dominant.

Wie heißt es so schön? Wer einen Hammer in der Hand hat, sieht in der Welt einen Nagel. Wer Megatrends im Kopf hat, weiß immer, wohin der Hase läuft.
Scheinbar.

Grafik: Dynamisches System des Wandels© Horx Future GmbH

Tipping Points

Der Schlüssel zur Zukunft ist der Begriff der Komplexität. Komplexität ist die Integration des Verschiedenen, Differenzierten, zu einem funktionalen System. Ein komplexes System hat viele Teile, viele Subsysteme, die durch Rückkoppelungen, Feedback-Schleifen zusammenwirken. Dadurch stabilisieren sie sich selbst.

Komplexe Systeme wie Gesellschaften, Ökonomien, Kulturen, „Zivilisationen“, ja sogar die gesamte Evolution, bringen irgendwann allerdings Komplexitätsüberschüsse hervor. Dann wird aus dem Komplexen das KOMPLIZIERTE. Das, was nicht mehr zueinander findet. Die Paradoxien, die durch lineare Trends entstehen, können dann nicht mehr in ein GANZES integriert werden. Umweltveränderungen können nicht mehr kompensiert werden – das System beginnt, „aus den Fugen“ zu geraten.

In der Evolution kommt es dann zu Artensterben-Events.
In menschlichen (Gesellschafts-)systemen zu OMNIkrisen-Phänomenen. Großräumigen Epochenbrüchen.
Megatrends sind Teil und Ursache dieser Komplexitätsüberschüsse, weil sie durch ständige Steigerungen Dinge „auf die Spitze“ treiben.

  • Globalisierung holt das Entfernte immer näher heran; schafft Gleichzeitigkeiten, wo vorher Distanzen waren; erzeugt dadurch aber ständig neue Konflikte.
  • Der Individualisierungs-Trend macht das Gemeinschaftliche empfindlicher, brüchiger, weil Abermilliarden Einzel-Identitäten, „Singularismen“ sich koordinieren müssen, damit die Gesellschaft weiter funktionieren kann. Das zusammenhaltende Element der „Kultur“ wird schwächer.
  • Digitalisierung verwandelt alle Prozesse in Echtzeit-Ereignisse, beschleunigt Erregungs- und Kommunikationsformen, macht Einzelsysteme immer effizienter. Dadurch erzeugt sie jedoch immer neue Schnittstellen, die antisystemisch wirken.
  • Großstädtische Lebensformen sind spannend, abwechslungsreich und energetisch. Sie saugen allerdings auch das Land aus, entleeren Regionen, in denen sich Frust und Perspektivlosigkeit ausbreitet.
  • Und so weiter.
Grafik: Tipping Point© Horx Future GmbH

Auf systemischer Ebene kann man die Existenz von Gegentrends als eine Brechung von Linearität begreifen. Kein Trend kann ewig in die gleiche Richtung verlaufen. Oder gar „immer schneller“ werden. In der Natur (das Metasystem, in dem alles stattfindet) endet das Exponentielle in der Entropie (in der Implosion der Schwarzen Löcher oder, beim Wuchern von Krebs im menschlichen Körper, im Tod). Ungebremste lineare Trends in Ökonomie und Gesellschaft führen früher oder später zu SÄTTIGUNGEN: Märkte sind überfüllt. Städte werden unwirtlich. Mehr Konsum geht nicht mehr hinein in die Menschen. Mehr „Fun“ lässt sich nicht mehr generieren.

Tipping Points entstehen dort, wo eine Kurve ihre Richtung ändert. In ihrem Zenit bilden Kurvensysteme oft eine Zackenlinie aus, die ihren Niedergang ankündigt. Dieses „Zittern“ weist auf das oszillierende Spannungsverhältnis zwischen Trend und Gegentrend(s) hin.

Oft bleiben Tipping Points allerdings unbemerkt. Der Trend ist längst gebrochen, aber wir glauben immer noch, dass er ewig weitergeht. Weil wir immer noch in alten Erwartungs-Systemen in die Welt blicken, die wir irgendwann einmal erlernt haben.
Beispiele:

  • Die Geburtenrate der Erde liegt heute nahe am Erhaltungsniveau – in wenigen Jahrzehnten wird die Weltbevölkerung heftig zu schrumpfen beginnen. Viele Menschen glauben aber immer noch an die „Bevölkerungsexplosion“, also einen exponentiellen Verlauf der Kurve (das schürt gefährliche Ideologien).
  • In vielen Bereichen der Konsumwelt zeichnen sich „Peaks“ ab: Maxima von Marktentwicklungen: Peak Meat – das Maximum des Fleischverbrauchs. Peak Car: Es sieht so aus, als ob die Anzahl der gefahrenen Kilometer und die Anzahl der fahrbereiten Autos in den Industrieländern ihren Zenit erreicht haben. Peak Oil/Coal: Die fossilen Energieträger sind immer noch mächtig, aber gerade hier deuten sich massive Rückgänge an (bei gleichzeitigem exponentiellem Anstieg der Erneuerbaren).
  • Sättigungen erzeugen in ökonomischen Systemen „Krisen der Akkumulation“, die wir als Wirtschaftskrisen oder „Rezessionen“ deuten.

Kann man in diesem Muster Gegen-Trends womöglich sogar prognostizieren? Eine der größten Tendenzen unserer Tage könnte man als Bösartigkeits-Trend bezeichnen. Als Trend der AVERSION. Immer mehr Umgangsformen, Kommunikationsweisen werden immer ruppiger, aggressiver, wütender, unversöhnlicher. Das gesellschaftliche Gespräch wird toxifiziert, niemand kann sich mehr auf etwas einigen – noch nicht mal mit sich selbst.

Könnte es gerade deshalb so sein, dass sich so etwas wie eine „Freundlichkeits-Bewegung” entwickelt? „Immer mehr Menschen suchen und praktizieren eine offene, empathische Kommunikationsweise. Suchen nach sozialen Zusammenhängen, in denen Zuneigung und Ehrlichkeit herrschen, humanistische Werte eine Rolle spielen und statt Spaltung KONSENS entwickelt wird.”
Könnten wir diesem Trend einen Namen geben? Etwa auf Englisch: The Kindness-Trend?

Das Gute ist, dass die Gegentrend-Logik auch gegenüber negativen (destruktiven) Trends gilt.
Die spannende Frage, die uns heute bewegt, lautet: Wann ist eigentlich Peak Trump?
Vielleicht werden wir in gar nicht so langer Zeit verstehen, dass wir schon darüber hinaus sind …

Varianten der Gegentrends

Das Trend-Gegentrend-Modell leitet uns nun dazu an, radikal interdisziplinär zu denken. Gegentrends „schleichen“ sich manchmal aus völlig unerwarteten Richtungen heran, sie „tarnen“ sich in Stimmungen, Meinungen, unscharfen Phänomenen. Sie entstehen auf anderen Ebenen als der Initialtrend.

Sie bleiben zunächst latent. Sie zu identifizieren erfordert eine ganzheitliche Wahrnehmungskunst.

Grafik: Zyklen-Systeme© Horx Future GmbH

Grundsätzlich lassen sich Gegentrends in folgende Unterkategorien aufteilen:

  • Comeback-Trends (Retro-Trends): Typisches Beispiel: Das Phänomen Tradwifes oder Neo-Macho (Neue Mysogynie). Oder das Comeback analoger Gegenstände, die längst ausgestorben sein sollten (Vinyl-Plattenspieler, Füllfederhalter, „Papier als Datenträger“). Hier gilt die Faustregel: Alles Alte kehrt irgendwann zurück – aber nie wie es gewesen sein soll.
  • Destruktive Trends (Brechungs-Trends): Sie wirken wie Parasiten AN einem Haupttrend. Etwa das Momentum des Hass-Populismus, das sich inzwischen zu einem Megatrend-Momentum ausgewachsen hat, und an der Demokratie schmarotzt.
  • Erweiternde Trends (Konstruktive Trends): Der Achtsamkeits-Trend. Oder „Digital Detox“, der Versuch, seinen digitalen Medienkonsum zu modifizieren, viele Gesundheits-Trends und mentale Trends zählen zu dieser Kategorie. Sie entwickeln sich in Reaktion auf bestimmte Stressoren, sind aber nicht nur „Anti“. Es sind Ausgleichs-Phänomene, die neue Möglichkeitsräume eröffnen.
  • Syn-Trends oder Meta-Trends: Phänomene, die Paradoxien auf einer höheren Ebene verbinden: „Glokalisierung“ oder „Co-Individualität“ (Kooperative Selbstverwirklichung).

Rekursions- Synthese: Die „seltsame Schleife“

Was geschieht, wenn Trend und Gegentrend sich gegenseitig blockieren?
Das ist das Wesen des Paradoxons: Eine Spannung, die sich aus sich selbst nicht auflösen kann.
Aus dem Spannungsverhältnis zwischen Trend und Gegentrend entsteht dann eine REKURSION. Die Trendlinie „biegt sich“ in sich selbst, erzeugt eine „seltsame Schleife“:

  • Brechung
  • Abschwung
  • Re-naissance (Re-Kombination)
  • Re-Entry (in den Trendpfad)

In der mathematischen Logik kennen wir die „Iteration“ – die Anwendung einer Formel auf sich selbst. Bei jedem Durchlauf kommt es jedoch zu kleinen Abweichungen, so dass am Ende, wie beim Stille-Post-Spiel, etwas ganz Anderes herauskommt.
Solche „seltsamen Schleifen“ zeigen sich auch in vielen natürlichen Formen und Prozessen.

Grafik: Trend-Gegentrend-Synthese© Horx Future GmbH

Die Evolution ist nichts anderes als ein ständiges „Überarbeiten“ der DNA, die immer neue organische Varianten hervorbringt, die sich dann in der Umwelt bewähren müssen. Solche Phänomene der „REadaption“ zeigen sich auch in der Kulturgeschichte, wo im Prozess der „Renaissance“ alte Kulturmuster mit neuen Ideen re-kombiniert werden. Naturmuster verlaufen in der Nichtlinearität oft nach einer Fibonacci-Formel; spiralförmig, von innen nach außen oder von außen nach innen. Wir kennen solche Fraktal-Systeme auch aus der abstrakten Mathematik, wo sie die Übergänge zwischen Ordnung und Chaos darstellen.

In der „rekursiven Trendschleife“ verbinden sich die Kräfte paradoxer Trends zu einer höheren Komplexität. Nehmen wir das Paradox zwischen GLOBALITÄT und NATIONALITÄT (oder Globalismus und Nationalismus/Lokalismus). Es ist offensichtlich, dass beide Kategorien in Widerspruch, in „Feindschaft“ zueinander stehen.
Wie aber wäre es mit GloKALität?

Als GLOKALISTEN hätten wir beides: Wurzeln und Flügel. Horizont und Verankerung. Weitblick und Nahsicht. Wir wären zugleich Landbewohner und Planetenbewohner. UNmöglich? Gerade unsere Urvorfahren, die überwiegend Nomaden waren, hatten diese Fähigkeit der mehrfachen Identität. Die Jäger und Sammler waren mental mit bestimmten Orten verbunden, gleichzeitig aber auch mit den „übernatürlichen“ Naturkräften in Kontakt. Das ist eine evolutionäre Grundlage unseres enorm komplexen Hirns: Mehrdimensionalität. Wir mussten immer schon in variablen, „mehrschichtigen“ Umwelten leben. Und damit auch unsere innere Welt komplex konstruieren.

Wie wäre es also, wenn wir über die Zukunft in vereinheitlichten Widersprüchen denken würden (wer dabei an Hegels These-Antithese-Synthese denkt liegt womöglich nicht ganz falsch):

  • RUR:BANISIERUNG: Verschränkte Urbanisierung: Urbanisierung ländlicher Strukturen, Verdörflichung der Stadt.
  • HUMAN:DIGITAL oder REAL:Digital: Das Menschliche und das Digitale in einem vernünftigen, respektvollen Wirkungs-Verhältnis.
  • KOOPERATIVER INDIVIDUALISMUS (CO-Individualität): Die Herausbildung von Eigenständigkeit IM BEZUG auf variable Gruppenidentitäten. Individualität und Solidarität. Eigenheit und Gemeinschaft, würden eine ERGÄNZUNG statt einen Widerspruch bilden. Das muss man nicht erfinden. Es ist längst Realität in differenzierten, freien, offenen Gesellschaften, in denen sich eine stabile Form „Offener Individualität“ ausgebildet hat. Die jetzt allerdings massiv herausgefordert wird, durch Rückstürze in hierarchische und autokratische Strukturen.
Grafik: Thesis-Antithesis-Synthesis-Zyklus© Horx Future GmbH

Das Wesen der dynamischen Komplexität

Die Trend-Gegentrend-Logik ist nicht nur ein abstraktes Modell. Sie ist ein Mindset. Eine bestimmte Art und Weise, ganzheitlich zu denken. In Zusammenhängen zu fühlen und wahr- zunehmen.

Durch die Trend-Gegentrend-Logik wachen wir in einer anderen Beobachtungs-Position auf. Wir verstehen, dass Krisen nichts anderes sind als Paradoxien, die sich (derzeit) nicht auf höherer Ebene auflösen können. Wir verstehen sogar die Pathologisierung der Politik, wie sie heute stattfindet: Wenn die Paradoxien rapide ansteigen, werden alle Systeme zunächst einmal „verrückt“.

Wir können gleichzeitig wahr-nehmen, dass in jedem Trend bereits sein Gegenteil eingebaut ist. Diese Latenz zu erkennen, ist die wahre Kunst der Vorausschau.
Alle Systeme – biologische kulturelle, ökonomische, organisationale – haben die Tendenz, sich auszugleichen.
Ab und zu kommt es zu Brüchen, die – aus der Zukunft gesehen – befreienden Charakter haben.
Oder zu spontanen Sprüngen auf eine neue Ebene führen (Emergenz).

Im Trend-Gegentrend-Modus sehen wir nicht mehr nur „Probleme“ (Probleme wachsen umso mehr, je mehr wir auf sie starren). Sondern auch die Fügungen, Passungen. Lösungen und Auflösungen.
Wir geraten wieder ins Staunen.

In der Trend-Gegentrend-Sichtweise richtet sich unser Blick wieder auf den Horizont der Zukunft. Wir können plötzlich über die erschreckende Gegenwart hinausschauen, ins „Beyond“. Wer sich auf diese Sichtweise einlässt, der erfährt die Schönheit der Welt im Wandel – und kann anders mit Schrecken, Ängsten, Ver-unsicherungen umgehen. Neue Blüten der Komplexität sprießen auf dem Kompost des Alten. Tod ist nicht das Ende. Aus der Zukunft heraus zu sehen verwandelt die Welt in SINN. Und im SINN ihrer Richtung können wir handeln.

All das ist letztlich nicht neu. Es ist uraltes Wissen der Philosophen, Mystiker und Rebellen der Geschichte. Corsi e ricorsi – Strömung und Gegenströmung – so nannte Giambattista Vico, der italienische Gelehrte der Aufklärung im 18. Jahrhundert, das Grundprinzip der Welt. Solve et coagula lautete die Losung der Alchemisten, die zwar nicht das endlose Gold, aber immerhin das Porzellan erfanden. „Keines von den Dingen vergeht oder entsteht, was nicht vorher schon vorhanden war. Indem sie sich aber mischen und trennen, verändern sie sich.“ Das stammt von Anaxagoras 499 – 428 v.Chr., einem der ersten Universalphilosophen der Antike. So ist der Fluss der Welt, und wir sind Teil von ihr.