40 – Vertraue auf Natürliche Intelligenz

Vertraue auf Natürliche Intelligenz (NI), anstatt Dich vor Künstlicher Intelligenz (KI) zu fürchten

Dies ein Kapitel aus dem Buch »15½ Regeln für die Zukunft«.
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Der Romanautor Frank Schätzing in einem Interview zu seinem neuen Buch über KI:

Künstliche Intelligenz ist halt ein Acker, auf dem unwiderstehliche Desaster-Szenarien sprießen.

Der liebe Honigbär – Dauerblogger im deutschen Internet:

In wenigen Jahren wird ja sowieso diesen ganzen Rassisten und Antirassisten der Hahn abgedreht, und es wird nur noch um das Überleben der menschlichen Rasse im Konkurrenzkampf gegen KI gehen. Die Jobs werden weg sein, um die heute noch gestritten wird, und eine hohe Intelligenz wird die Menschen einfach verdrängen.

Begeben wir uns noch einmal auf jene Zukunftskonferenz, auf der wir am Anfang dieses Buches zu Gast waren. Die Veranstaltung hat jetzt die Mittagspause mit viel Networking und großen Stimmengewirr und thailändischem Fingerfood hinter sich gebracht. Die Moderatorin hat unter großem Hallo den Absatz einer ihrer metallischen High Heels abgebrochen und kommt jetzt unter Beifall in Turnschuhen auf die Bühne. Sie wirkt topfit und superschlank, während man selbst sich schon etwas derangiert und verschwitzt fühlt. Doch unweigerlich treibt die Veranstaltung auf ihren Höhepunkt zu:
Begrüßen Sie mit mir den berühmten Experten für KÜNSTLICHE INTELLIGENZ !!!!

Tosender Beifall. Dann beginnt der Experte, der ein seltsam gütiges, fast diabolisches Lächeln im Gesicht trägt, mit sanfter Stimme zu sprechen. Er erzählt er die Geschichte, wie die Künstliche Intelligenz Deep Blue den japanischen Go-Meister geschlagen hat. Der Meister hat geweint. Es geht weiter über die fantastischen Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz in der Entwicklung medizinischer Präparate. Bei der Regulierung des Verkehrs und der Vermeidung aller Staus. Fantastische neue Welten tun sich auf, besonders im Verkehr, bei den „Smart Cities” der Zukunft, Umweltschutz, und in der Pflege einer &bquo;immer weiter überalternden Bevölkerung”…

Die Botschaft: Künstliche Intelligenz rettet uns vor unserer eigenen, nicht-so-gut-funktionierenden Intelligenz. Sie repräsentiert eine höhere Vernunft, eine Gnade, die uns aus dem Inneren des Siliziums zuteil wird. Aber irgendwie ist auch alles unglaublich unscharf. Trotz all der wunderbaren Beispiele wird nicht klar, was »Künstliche Intelligenz« eigentlich IST. Ist sie ein Wesen? Eine »Entität«, die ihre eigenen Wege geht? Will sie etwas von uns? Immer wieder macht der Experte seltsame Andeutungen über „dieses unheimlich Kluge”, das „tausendmal intelligenter ist als wir”. Unwillkürlich erinnern wir uns an den zerglühten und ziemlich reizbaren Arnold Schwarzenegger, wie er als TERMINATOR aus der Zukunft zurückkehrt, um alle Menschen im Namen der Maschinen umzubringen. Aber dann doch die Seiten wechselt.
Gleichzeitig erinnern wir uns plötzlich an ein Märchen. An den König, der nackt die Prachtallee herunterfährt, weil zwei clevere Enkeltrick-Betrüger ihm eingeredet haben, dass seine kostbaren und sündhaft teuren Kleider nur von sehr klugen Menschen gesehen werden können. Von Leuten, die des Königs würdig sind. Also seinen Untertanen. An diesen leicht verblödeten König, der plötzlich einen Shitstorm erntet, weil die Leute auf der Straße zu sagen beginnen: Er hat ja gar nichts an!
Da ist ja gar nichts dran! möchten Sie jetzt gerne in den Saal rufen.
Tun sie es lieber nicht. Sie würden nicht durchkommen. Allzu fasziniert und bis über beide Ohren gläubig starrt das Publikum auf den Experten und liest ihm jedes Wort von den Lippen ab. Den Shitstorm würde nicht er ernten, sondern sie. Als Störer eines Super-Mythos. Eines Glaubensdogmas. Als Ketzer am Großmythos unserer Zeit würde man sie in die digitale Verbannung schicken.

Adventismus

Einer der Grund-Zukunfts-Hoffnungen der Menschheit besteht in einer rettenden ANKUNFT. Darin, dass eines Tages »Jemand« oder »Etwas« kommt und uns abholt. Uns aus unserer misslichen Lage als sterbliche Tiere erlöst.

Hunderttausende von Jahren haben unsere Vorfahren diesen Traum in mystische Bilder gekleidet. So gut wie alle menschlichen Kulturen entwickelten eine Zweite Welt, mit der sie kommunizieren konnten und aus der Botschafter ankamen und wieder gingen. Dämonen, Agenten, Geister, durch die man mit den Göttern in Verbindung trat. Viele tribale Gesellschaften leben bis heute mit einem direkten Draht zu den höheren Kräften – sie existieren in einer Traumzeit, in der das Reale und das Transzendente sich überschneiden. Noch im antiken Griechenland konnte man auf den ständigen Kontakt mit den Göttern hoffen, die so etwas Repräsentanten der Menschen waren und in vielfältiger Weise auf sie einwirkten. Game of Thrones life: Wenn Zeus zürnte, gab es Unwetter. Dann aber begann die monotheistische Phase, und Gott verabschiedete sich aus dem täglichen Leben. Er wanderte in die Bücher, die Exegese, die Liturgien. Und bisweilen in Kriege.

Technologie hat diese Phantasie des Adventismus immer wiederbelebt. Im Übergang zur technischen Welt, um 1900, war es eine Zeitlang der Elektromagnetismus, der Verbindung mit der anderen Welt brachte. Elektrizität schien eine höhere Dimension anzuzapfen und jene magische Potenz zu besitzen, die sich später, in der Hippie-Zeit, in den psychedelischen Drogen wiederfanden. Eine Zeitlang waren es UFOS und Außerirdischen, von denen man sich Erlösung versprach. Man denke an die Ankunft des magischen Monolithen in Kubricks »2001 – Odyssee im Weltraum«, der die halbverhungerten Menschenaffen, die unsere Ur-Vorfahren waren, von ihrer Blödheit befreite.

Heute ist es die KÜNSTLICHE INTELLIGENZ, die uns erlösen soll.
Ein solcher Erlösungs-Mythos muss, damit er in unserem MIND funktioniert, mehrere Dimensionen gleichzeitig ansprechen. Er muss tiefe menschliche Sehnsüchte berühren. Er braucht eine hohe Erwartung der Überwindung von Leid. Er muss gleichzeitig tiefe ÄNGSTE aktualisieren, denn eine Erlösung ohne eine gleichzeitige Furcht ist unmöglich. Das, was uns erlöst, muss zwangsläufig übermächtig sein, selbst wenn es in Güte einherkommt. Was uns die »Erhöhung« bringt, muss gleichzeitig weitgehend im Dunkeln bleiben. Über-mächtig. Wir dürfen nicht allzu viel darüber wissen. Denn dann verliert der Mythos seine Strahlkraft.
Was würde sich für all das besser eignen als der Computer, dieses seltsame Gerät, dass sich längst mitten in der Realität befindet, aber immer noch eine Black Box ist, eine geheimnisvolle Pandora-Büchse ist, in die wir nicht wirklich hineinschauen können?

Inzwischen wird das Religiöse der Künstlichen Intelligenz ganz offen ausgesprochen. Ray Kurzweil, der Vertreter der Singularität, vertritt seit Jahren eine Entwicklung der KI, die zu Unsterblichkeit und »Entrückung« führt – er ist inzwischen Chief Innovation Officer bei Google und spricht auf seinen Events wie in einem Gottesdienst. Yuval Noah Harari, der derzeit auflagenstärkste Zukunfts-Publizist, wurde mit seinem Zitat berühmt:

„Die Geschichte begann, als die Menschen Götter erfanden und wird enden, wenn die Menschen zu Göttern werden.”

Irgendwie geht es also bei der KI immer um Gott. Um unsere Gott-Fantasien und unsere unstillbare Sehnsucht nach dem Überlegenen, das das Chaos in unserer Existenz, dieses unendlich Hin- und Her, das Fühlen und Leiden und Sterben endlich beendet.

Was ist Intelligenz?

Können Sie sich noch an die Intelligenztests früherer Tage erinnern? In meiner Kindheit in den 60-ern war das ein echter Trend. In Zeitschriften und sogar Schulbüchern konnte man seinen »IQ« bestimmen. Darin lag aber auch etwas Schamvolles, denn man wollte auf keinen Fall blöder sein als Thomas, das Mathe-Ass aus der 12 a. Deshalb schummelte man gerne ein bisschen, um wenigstens auf IQ 125 zu kommen. 130 war natürlich besser. Ab da begann Einstein. Schummeln war nicht so schwer, denn meistens ging es um Übungen, bei denen man Formen zu Quadraten zusammensetzen musste, oder rotierte Symbole richtig vergleichen musste.
Die Intelligenztests meiner Jugend fragten eine Intelligenz ab, die ein heutiger Computer mit Bravour erledigen könnte.

Ist mein Hund intelligent? Oh ja. Im Sinne seiner Bedürfnisse absolut. Er kann mich mit seinen wunderschönen braunen Augen und seinen lustigen, niedlichen Bewegungen manipulieren. Wenn er den Kopf schiefhält und eine Pfote hebt, damit ich ihm noch ein Leckerli gebe, bin ich völlig in seinem Bann. Es ist eine evolutionär entstandene Intelligenz, die meinen Hund sozusagen AUSMACHT.

Intelligenz ist die Fähigkeit, in bestimmten Kontexten Probleme zu lösen. Das können sogar Bakterien, Schmetterlinge, Protozoen und eben Hunde. Und natürlich Computer, wenn der Algorithmus, mit dem sie arbeiten, das Problem MATCHT.

Unser Verständnis von Intelligenz sagt eine Menge aus über unser Selbstbild als Menschen. Und über den Kontext, in dem Kultur das Intelligente definiert. Das Intelligente ist kulturell immer das vorteilhafte, das, was einen VORSPRUNG erzeugt. In der industriellen Kultur, in der die meisten von uns aufgewachsen sind, waren die Ideen der Mechanik und der Effizienz die dominanten Mindsets. Was dafür gebraucht und gewollt wurde, war der analytische Verstand. Und deshalb war der INTELLIGENZQUOTIENT an ingenieurische Fähigkeiten angepasst.

Dann aber veränderte sich das Bild der Intelligenz entlang einer ERWEITERUNG unserer Menschenbilder. Der Psychologe Howard Gardener brachte in den 90er Jahren die »Emotionale Intelligenz« ins Spiel. Und von da an ging es sehr rasch. Hier eine grobe Liste heutiger »Intelligenzen«:

  • Spatiale Intelligenz: Die Fähigkeit, sich im Raum, in der Welt, physisch-körperlich zu orientieren (geht durch die Anwendung »intelligenter« Navigationssysteme eher verloren).
  • Musikalische Intelligenz: Die Intelligenz der Töne, Rhythmen, tonalen Stimmungen, eng verbunden mit Körperintelligenz.
  • Existentielle Intelligenz: Verständnis und Durchdringung von Fragen der menschlichen Existenz – warum leben wir, wie sterben wir? etc.
  • Körper- Intelligenz: Bewegungsfähigkeit und Fitness-Wissen, ein gutes Verhältnis zu seinem eigenen Körper und seiner physischen Funktionen.
  • Linguistische Intelligenz: Selbstausdruck durch Sprache
  • Emotionale Intelligenz: Die Fähigkeit, Gefühle von Anderen zu verstehen, zu empfinden und zu moderieren.
  • Naturalistische Intelligenz: Das Verständnis der Natur und des Lebendigen.
  • Salutogenetische Intelligenz: Erweiterte Körperintelligenz in Richtung auf das eigene Gesundheits- und Ernährungsverhalten sowie den Umgang mit Krankheit, Stress und Heilung.
  • Kreative Intelligenz: Die Fähigkeit abweichend von Normen zu denken und schöpferisch zu handeln.
  • Intrapersonelle Intelligenz: Die Fähigkeit, sich selbst und die eigenen Gefühle zu verstehen und zu moderieren.
  • Kommunikative Intelligenz: Die Fähigkeit, sich selbst im Kontext mit anderen auszudrücken und mental zu vermitteln.
  • Moralisch/Ethische Intelligenz: Die Intelligenz des komplexen, sinnhaftem Miteinander.

Was aber ist dann »Künstliche Intelligenz«? Fasst sie all diese humanen Intelligenzen zusammen? Übertrifft sie sie? Wir kommen wir darauf, dass die »Künstliche« allen anderen, den natürlichen oder eben menschlichen Intelligenzen »überlegen« wäre ?

Die Große Verwechslung

Es beginnt beim Begriff der KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ selbst, der in sich selbst ein unaufgelöstes – und unauflösbares – Paradox beinhaltet. Denn woran messen wir »Intelligenz«, können wir Intelligenz nur messen? Natürlich: am Menschlichen. Homo sapiens, das heißt der kluge Mensch.

Wenn wir das Attribut KÜNSTLICHE vor die Intelligenz setzen und beide Begriffe koppeln, dann entsteht ein im Hirn unlösbarer Knoten. Wir setzen etwas gleich, was im Grunde nicht gleichzusetzen ist. Das Künstliche ist niemals intelligent im menschlichen Sinne, wird aber dazu gemacht. Ein so genannter Kategorienirrtum entsteht. Wir produzieren einen dauerhaften mentalen Kurzschluss, der zwei Begriffe um ihre notwendige Trennung bringt:
Intelligenz und Bewusstsein

Intelligenz ist die Fähigkeit, Probleme operativ zu bewältigen. Beispiel Schachspiel: Ein Computer kann besser spielen wie ein Mensch. »Er« ist deshalb durchaus intelligent – im Sinne der Intelligenz des Schachspielens. Also einer logischen Wenn-Dann-Operation.

BEWUSSTSEIN, dieser seltsame Zustand, über den bislang nur bipedale komplexe Karbonstrukturen wie Menschen verfügen, beinhaltet jedoch ganz andere Elemente. Zum Beispiel die Fähigkeit, Intentionalitäten in immer wechselnden Kontexten zu entwickeln. Etwas zu WOLLEN. Oder auch zu VERGESSEN. Dahinter steckt nichts anderes als eine SELBSTKONSTRUKTION, die der wechselseitigen Spiegelung diverser Wahrnehmungs-(oder Intelligenz-)formen entstammt. Wir beobachten uns ständig IN UNS SELBST. Wir betrachten wir die Welt mit ständig wechselnden Motiven: Hunger, Sexualtrieb, Neugier, Ehrgeiz, Neid, Gefahrenvermeidung, (Wieder-)Herstellung von Komfortzonen in Hirn und Körper, Expansion, Aggression. All dies ist zutiefst ORGANISCH, es baut auf der Fähigkeit von Zellen und Neuronen auf, ihre Bindungs-Zustände ständig zu verändern und dabei mit der Welt virtuos zu kommunizieren.

Aus der Verschränkung all dieser Zustände entsteht Bewusstsein (es gibt noch eine andere Intelligenz-Definition, die IIT, Integrated Information Theory, aber das würde hier zu weit führen). Bewusstsein ist nichts anderes als die Beobachtung der Beobachtungen – der Neuropsychologe Douglas R. Hofstadter hat das »die seltsame Schleife« genannt. (Douglas R. Hofstadter, „Ich bin eine seltsame Schleife“. Stuttgart, Klett-Cotta 2008).

Das beinhaltet das Körperliche wie das Abstrakte, das Konkrete wie das Sublime, das Fixierte wie das Unscharfe. Intelligenz – die Summe und Verschränkung der oben aufgezählten Intelligenzen – ist etwas ganz anderes als »Probleme lösen«. Oder Operativität zu maximieren oder »die richtige Lösung finden«. Es ist Beobachtung der Beobachtungen.

Der amerikanische Philosoph und Informatiker David Gelernter, der sich sein Leben lang mit dem Mythos der Künstlichen Intelligenz beschäftigt hat, formulierte in einem Interview der Süddeutschen (28. März 2018):

„Die zerstörerischste Analogie der vergangenen Jahre ist es, das Gehirn als eine Art organischen Computer und den Geist als seine Software aufzufassen.”

Was wir im Intelligenzvergleich zwischen Mensch und Maschine unterschätzen – und kleinmachen – ist unsere genuin menschliche Fähigkeit zur Emotion. Emotion sind Abkürzungen, die uns in die Lage versetzen, sehr schnell und unmittelbar auf komplexe Umweltlagen zu reagieren.

Nehmen wir die Fähigkeit zur Angst. Eine siliziumbasierte Struktur kann womöglich furchtbar komplex werden. Aber kann sie ANGST »empfinden«? Dafür braucht sie einen Körper. Die KI-Experten behaupten, sie könnten »demnächst« so etwas zumindest simulieren. Aber Angst kann man nicht auf Silizium simulieren, denn sie ist ein Gefühl der Erlebens von hormonellen Ausschüttungen. Es müsste also die innere Struktur des Systems, das Angst empfindet, mit Nerven verschaltet sein, die Schmerz transportieren. Dieser Schmerz müsste wiederum an Erinnerungen und das innere Erleben der Sterblichkeit gekoppelt sein. Angst und Schmerz sind Phänomene, die nur im Kontext von Überleben wollen einen Sinn ergeben. Um ein Bewusstsein zu entwickeln, in dem sich evolutionäre Erfahrungen abgelagert haben, braucht man einen Neocortex in Verbindung zum Körper – oder eine ähnliche Konstruktion. Nur mit Bewusstsein könnte die Angst entstehen, abgeschaltet zu werden, wie sie HAL in der berühmten Hänschen-Klein-Szene in „2001” zeigt. Oder scheinbar zeigt.

Der Mensch unterscheidet sich von der Maschine, indem er ein geliebtes oder vernachlässigtes Wesen ist.
Wolfgang Hildesheim

Der anthropomorphische Effekt

Was haben Eisenbahnen, Monster, Häschen, Flugzeuge oder Spielsachen gemeinsam? Sie alle können die Hauptpersonen in Filmen sein, Wir lachen mit ihnen, fürchten uns mit ihnen, identifizieren uns, weinen sogar – obwohl es sich nur um virtuelle SYMBOLE handelt. Ist das nicht bemerkenswert? Um nicht zu sagen IRRE?

In seinem Buch „The Brain” weist der Hirnforscher David Eagleman darauf hin, wie plastisch das Hirn reagiert, wenn es um die ZUWEISUNG von Lebendigkeit an reine Symbole geht (David Eagleman, The Brain: The Story of You, Edinburgh, Canongate 2015).

„Half of us are other people” – in uns selbst sind die »anderen« immer schon inkorporiert. Comicfiguren sind tatsächlich lebendig; wer einmal mit Donald Duck oder Mickymaus Bekanntschaft gemacht hat, weiß, wie sogar sehr schräge Charaktere in uns Empfindungen auslösen.

In der langen Überlebens-Geschichte der Menschheit war es von existentieller Bedeutung, Intentionen LESEN zu können. Dafür hat uns die Evolution ein komplexes Sensorik-System mitgegeben: Die Spiegelneuronen in unserem großen Neocortex, Gefühle, Instinkte, feine Wahrnehmungen der »Aura«, der Körpersprache, der Mimik und Gestik eines Gegenübers. Das Geniale an unserem Hirn ist eben, dass es auch mit Abstraktionen, mit Mustern arbeiten kann, und dann diese Emotionen stimuliert. Deshalb kann uns sogar ein Trickfilm mit einem depressiven Strichmännchen echt traurig machen.

Die enorme Faszination für Roboter und Künstlichen Intelligenz, die derzeit die gesamte Zukunftsdebatte prägt, entsteht aus einer ÜBERTRAGUNG menschlicher Aspekte auf eine Maschine. Dafür eignet sich der Computer ganz besonders gut: Algorithmische Rechner machen es uns verdammt schwer, ihre »Intentionen« zu lesen. Sie sind eine BLACK BOX. Ein Kasten, in den man nicht hineinschauen kann. Was geht im Inneren eines Geräts vor, in dem unfassbar schnelle Operationen ablaufen? Keine Körperbewegungen, kein Achselschweiss, kein Augenaufschlag, den wir emotional interpretieren können. Also denken, erfinden, er-fühlen wir, wie beim Strichmännchen, den »Charakter«, die persona, dazu.

Diese Projektion ins Maschinelle ist seit dem Beginn des industriellen Zeitalters eingeübt. Die maschinelle Maria in METROPOLIS (1924) betört die Menschen mit ihrem Gesang. Sie vertritt das Böse-Weibliche, stellvertretend für den finsteren Kapitalismus, der in dieser dunklen Stadt herrscht, für den sie eine Art Lockvogel spielt. Der Roboter Elektro auf der Weltausstellung von 1939 in New York verhält sich wie ein leicht betrunkener Fabrikarbeiter, der aber auch ein gemütlicher Kumpel ist. Arnold Schwarzenegger kehrt als Killer-Kampfmaschine aus der Zukunft zurück, in der die Maschinen die Macht übernommen haben, wie der Späher eines feindlichen Stammes mit miesen Absichten. Aber Arnolds Auftrag ermöglicht gleichzeitig eine Umdrehung. Als besonders hoch entwickelter Androide wird er nun anfällig für menschliche Empathie. So hoffen wir, das Böse, was den Maschinen zuschieben, durch unsere eigene Menschlichkeit BANNEN zu können.

In Stephen Spielbergs Epos „AI – Künstliche Intelligenz” (ursprünglich sollte das Werk von Kubrick verfilmt werden, der aber früher starb) wird die Mensch-Maschine-Rekursion noch ein Stück weitergeführt. Ein künstlicher Junge aus dem Roboter-Labor wird als Ersatz für ein lebendiges Kind einer reichen Familie produziert, das durch einen Unfall ums Leben kam. Schon zu Beginn wird ausgeführt, wie manisch sich die Mutter ein gesundes Kind wünscht. Die Neurose, das Trauma durch den Tod des leiblichen Kindes, wird als ein entsetzlicher Zwang gezeigt. Die Mutter ist sozusagen ein Roboter, eine »Muttermaschine«, ein Sklave ihrer Gefühle, in ihr wird das Unbedingte der Biologie sichtbar gemacht. Dagegen werden die Roboter als milde, gütige EMPHATEN gezeigt. Sie entwickeln Güte, weil sie eine Autonomie von Gefühlen besitzen, die uns als Menschen zerstören können. Sie sind die wahrhaftigen »Wesen« in einer Welt, in der die Menschen wie Maschinen wirken, Roboter ihrer selbst.

Teile des Filmes spielen in einem dystopischen Vergnügungspark, in dem rasende Dekadenz herrscht, und in einem von den Fluten überschwemmten New York – Metapher für den mechanischen Todestrieb der Menschheit. Während die Erde im Chaos versinkt, die Menschen sich als egoistische, kalt kalkulierende oder irrational emotionsgesteuerte Idioten erweisen, übernehmen die Roboter sanft die Evolutionslinie des Humanismus. Am Ende wird der kleine Androiden-Junge in der Ewigkeit der Mutterliebe erlöst – durch eine übermenschliche AI, ein aus den Robotern hervorgegangenes hyper-empathisches Überwesen. Gott.
(Anmerkung: Man kann diese Geschichte nur durch die Biographie des berühmtesten aller Science-Fiction-Autoren wirklich entschlüsseln, Philipp K. Dick, der die Romane der wichtigsten Sci-Fi-Filme aller Zeiten schrieb. Siehe seine Biographie: Jonathan Lethem; Pamela Jackson (Hrsg.), The Exegesis of Philip K Dick, London: Gollancz 2012.

Die humane Selbstabwertung

Solche Umkehrungs- Narrative, in denen die Maschinen das Menschliche übernehmen, finden sich in fast allen KI-Filmen. In BLADE RUNNER stellt sich die Frage, wie weit der Held, der »Terminator« der Replikanten, durch seine Einsamkeit nicht längst selbst zum Androiden geworden ist. In HER erweist sich der moderne Angestellten angesichts einer Siri-Liebes-Simulation als eine Art Romantik-Maschine, die nur ihren blödsinnigen Liebes-Reflexen folgt – das künstliche Wesen, die künstliche Frau, agiert dagegen verantwortungsvoll und wahrhaft emotional. In EX MACHINA produziert ein beziehungsgestörter Hyper-Nerd, ein Freak-Tycoon, der einen großen Digital-Konzern leitet (Bezos und Zuckerberg lassen grüßen), Roboter-Gespielinnen für jede sexuelle Leidenschaft. Kaputt sind immer die Menschen. Heil(ung), oder Würde, verheißen die Maschinen.

So erzählt der Mythos der KI vor allem von unserem humanen Selbstzweifel. Eine der quälenden Selbstwahrnehmungen des Menschen besteht darin, sich selbst als schrecklich UNGEORDNET zu empfinden. Menschliche Existenz ist »messy«, ein einziges Chaos widerstreitender Gefühle, Instinkte, einfacher physiologische Empfindungen wie Hunger, Geilheit, Gier, Erschöpfung, die vielen Töne der Angst, Sehnsucht, Liebe und Wahn.

Dieses chaotische Durcheinander quält uns, es vermittelt die Selbstwahrnehmung, irgendwie »kaputt« zu sein. Der KI-Hype beinhaltet also zwei Projektionen bzw. Gegen-Projektionen: Erstens die Vision des PERFEKTEN MENSCHEN, der aus der vom Menschen angezettelten technischen Evolution entspringt. Ein Schöpfermythos, in dem wir uns selbst vergöttlichen. Zweitens aber die unbewusste Sehnsucht, SELBST eine Maschine zu sein, die innere Paradoxität zu überwinden zugunsten einer klaren, eindeutigen »Programmierung«.

Anthropomorphismus
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Mechanomorphismus

Der Projektion des Menschlichen in Computer entspricht eine Übertragung des Maschinellen in uns selbst. Wäre es nicht wunderbar, sich von diesem ganzen Durcheinander, dieser furchtbaren Verwirrung namens »Leben« zu verabschieden? Könnte uns niemand mal verlässlich sagen, welchen Partner wir heiraten, wie viele Kinder wir bekommen sollten und welchen Beruf wir ergreifen müssen? Das ist es ja, was die »Künstliche Intelligenz« lösen soll – all das, was wir nicht entscheiden können. Rational und unbestechlich soll sie regeln und sorgen – was Krankheit ist, wie man den Verkehr besser steuert, was die Regierung tun soll. Eine solche Instanz fasziniert uns, sie knüpft an unsere Sehnsucht nach einem höheren Wesen an. Und ängstigt uns gleichzeitig. Zieht uns magisch an. Und stößt uns horrend ab. Aus diesem inneren Wechselspiel entsteht der Dämon der Künstlichen Intelligenz: Als Wunschangst.

Lob der Natürlichen Intelligenz

Was aber kann Künstliche Intelligenz wirklich? Und wie verhält sich dieses Können im Vergleich zu den humanen Fähigkeiten?

Lassen wir einmal die Überwältigungs-Phantasie à la Terminator und Matrix beiseite. Es ist nicht unmöglich, aber sehr, sehr unwahrscheinlich, dass sich die Roboter, oder die Künstlichen Intelligenzen gegen »den Menschen« erheben und ihn versklaven. Natürlich könnten sich auch Bäume gegen den Menschen erheben. Oder unsere Autos uns auffressen (was sie in gewisser Weise sogar tun). Aber viel wahrscheinlicher ist ja, dass wir uns selbst unterdrücken – mit Hilfe von KI. Der Rest sind die Drehbuchnotwendigkeiten von Science-Fiction-Horror-Plots. Und frei flottierende Angstradikale, die sich an IRGENDETWAS binden müssen.

Nehmen wir ein realistisches Beispiel. Was kann Künstliche Intelligenz am PFLEGENOTSTAND ändern? An jedem unerfüllten Bedarf, den eine alternde Gesellschaft in Bezug auf ihre alten Siechen und Kranken hat? Ich habe viele Experten gefragt. Alle gaben mir seltsam verdruckste Antworten, die irgendwie unbefriedigend waren.
Hier einige Beispiele:

  • KI kann einstufen, wie pflegebedürftig ein Mensch ist, und dabei Krankenkassenkosten sparen.
  • KI kann die Tagesablaufpläne und Personalpläne von Pflegeheimen optimieren.
  • KI kann automatisch die Pillenausgabe in Altenheimen organisieren.
  • KI kann über Fallmatten wahrnehmen, ob ein alter Mensch einen Zusammenbruch hat.
  • KI kann nachts in den vielen Notsituationen in Pflegeheimen entscheiden, ob eine Überweisung ins Krankenhaus notwendig ist.

Ja, klar. All das klingt gut und schön. Aber irgendwie auch unbefriedigend. Es »löst« nicht wirklich das Problem des Pflegenotstands.

Und was IST überhaupt dieses Problem?
Relativ selten kam bei den Experten die Idee auf, die in den Medien derzeit ziemlich fröhlich und frivol herumspukt: Pflegeroboter. Denn die Idee des pflegenden Voll-Roboters führt zu einem schnellen Entlarvungs-Effekt: Technik soll eigentlich genutzt werden, um ein humanes Problem an Roboter ABZUSCHIEBEN. Zu Rationalisieren. Die Vorstellung eines von Robotern betriebenen Pflegeheims ist eine komplette Horrorvorstellung. Jeder, der einen Funken Herz hat, würde verstehen, dass die Alten darin sofort sterben würden. Eine völlig empathielose und eiskalte Vision. Allenfalls wurde noch die berühmte Kuschelrobbe erwähnt, die heute bei Demenzkranken eingesetzt wird. Aber das ist, beim besten Willen, kein »Pflegeroboter«.

Wie aber könnte man den »Notstand« tatsächlich lösen?
An dieser Stelle sollten wir Jos de Blok kennenlernen. Der Holländer ist weit über die Szene der Altenpflege hinaus weltberühmt geworden. Um den Pflegenotstand zu lösen hat Jos de Blog zunächst einmal einfache Fragen gestellt. Unter anderem: WAS IST EIGENTLICH DAS WIRKLICHE PROBLEM BEI DER PFLEGE ALTER MENSCHEN?
* Wollen Menschen eigentlich in Pflegeheime?
* Warum ist Pflege immer so ein »Elend« – obwohl es doch menschliche Zuneigung ist?

Die meisten Menschen wollen zuhause, in den eigenen vier Wänden gepflegt werden, wenn sie Hilfe bedürfen. Das ist aber oft schwer, weil das Sich-Kümmern um Menschen eine komplexe Aufgabe ist. Die Systeme, die dazu entwickelt wurden, sind im hohen Masse unintelligent. Überkomplex und unterkomplex gleichzeitig. Unter anderem, weil man versucht hat, sie zu DIGITALISIEREN.

In den letzten Jahren hat sich gerade durch die Digitalisierung eine wahre Flut von Registrierpflichten über Pflegekräfte ergossen, besonders über jene, die im häuslichen Bereich arbeiten. Pfleger/innen müssen jeden Handgriff in Listen eintragen – inzwischen meistens in elektronische Listen. Das führt nicht nur zu einem wahnsinnigen Zeitaufwand. Es verdirbt Kommunikationen durch brutalen Taylorismus. So werden die Pflegekräfte »robotisiert«.

Pflegende und Patienten reden gar nicht mehr miteinander, weil alle unentwegt damit beschäftigt sind, Zeitpläne zu erfüllen. Dadurch entsteht bei den Patienten ein Gefühl der Einsamkeit, der Verlassenheit, obwohl man dauernd von »Service« umgeben ist. Und bei den Pflegenden ein Erleben tiefer Entfremdung, Stress und Sinnlosigkeit.

Ein solches System zu OPTIMIEREN – etwa durch KI – würde genau das Falsche optimieren. Es würde immer mehr hocheffektive Zeiteinheiten definieren, immer effizientere Pläne machen…
Jos de Blok erfand ein völlig neues PflegeSYSTEM. Und dabei stellte er die gesamte Organisation vom Kopf auf die Füße. Er schuf eine Pflege-Kultur, die auf Beziehungen und Bedeutungen basiert. Und die BEGEGNUNG optimiert. Das funktioniert mit autonomen Teams, die sich ihre Arbeit SELBST organisieren – ohne große Bürokratie. Er schaffte die extreme Arbeitsteilung ab, die Aufteilung in kleine Handgriffe, so dass ein/e Pfleger/in auch mehrere Tätigkeiten machen kann – Pillen geben, Bett wechseln, Vorlesen. Er opferte EFFIZIENZ für mehr EFFEKTIVITÄT: Weil seine Teams die Kunden in ihnen sozialen Beziehungen wahrnehmen, geht es um die Gestaltung von Netzwerken, von Kooperationen, von ganzheitlichen LEBENSSITUATIONEN. Die Pfleger reden nicht nur mit den Patienten, sondern auch mit dem Arzt, den Nachbarn, der Familie.

Ins Zentrum dieses anderen Systems führte eine neue Perspektive ein, die etwas mit ZUKUNFT zu tun hat. Während es in der »normalen« Pflege es immer nur um VERSORGUNG geht, um die Aufrechterhaltung des Status Quo, arbeitet das Buurtsorg-Systeme mit PERSPEKTIVEN. Die Teams machen mit ihren Patienten VERBESSERUNGS-ZIELE aus.

  • Wie können wir es schaffen, dass Sie nächste Woche mit einer Freundin ins Kino gehen können?
  • Wie können wir die Beinmuskeln stärken, so dass wieder Spaziergänge möglich sind?
  • Wäre es nicht toll, einen Hund anzuschaffen?
  • Wie können wir den Tablettenkonsum reduzieren?
  • Wie können wir mehr Besucher herbeilocken, auch mal die weit entfernt wohnende Familie?

Buurtsorg – Nachbarschaftspflege – heißt das Pflege-System, das inzwischen weltweit 70.000 Mitarbeiter hat und sogar in China eingeführt werden soll. Buurtsorg zeigt, dass man bisweilen unendlich viel mehr Verbesserung erreicht, wenn man in humanen Fragestellungen über ein System und seine Verbesserung nachdenkt. Jos de Blog und sein Team haben NATÜRLICHE Intelligenz eingesetzt, um das Problem zu lösen, oder zumindest zu entschärfen, das vorher unlösbar erschien.

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Die »Intelligente Stadt«. Kaum ein Urbanitäts-Kongress, auf der das Buzzwort »Smart City« nicht mit einer Unmenge von Flussdiagrammen und in alle Richtungen explodierenden Animationen und gefeiert wird. Der Verkehr fließt flüssig, weil er von einer übergreifenden KI geregelt wird. Alle Verbrecher werden von KI auf der Straße automatisch erkannt, schon bevor sie Verbrechen begehen (man sieht diese wunderbaren Klammern und Datenkästchen um die Augen). Die U-Bahnen fahren vollautomatisch. Die Straßenbeleuchtung adaptiert sich stufenlos ans Tageslicht. Alles wird eben OPTIMIERT.
Im Grunde handelt es sich hier um eine alte Vorstellung aus der industriellen Ära: Die Stadt als Maschine, bis zur Perfektion perfektioniert.

Was ist eine Stadt WIRKLICH? Ein lebendiges Chaos. Ein großes Gewusel, ein Kommen und Gehen. Ein Werden in Abweichungen und ständigen Adaptionen. Improvisation rund um die Uhr. Vielleicht ist sie eher das Gegenteil einer Effizienzmaschine: Die Vernichtung von Effizienz durch den Abrieb der menschlichen Kommunikation. Eine Stadt wächst aus Vereinbarungen, Kommunikationen, Spontaneität und Kreativität. Eine lebendige Stadt ist voller Konflikte, Kompromisse und Ungleichgewichte, die sich auf neuer Stufe wieder in Gleichgewichte verwandeln. Eine Stadt ist eine permanente Oszillation von Ich und Wir, gesteuert von den Kräften der humanen Selbstorganisation. Alle Städte, die PERFEKT am Reißbrett konstruiert wurden, scheitern IMMER. Man denke an die Reißbrett Städte der kommunistischen Ära oder Retortenstädte wie Brasilia.
Städte sind organische Improvisationen. Eine Stadt zu optimieren, heißt ihre Lebendigkeit zu zerstören.

In der Fahrradstadt Kopenhagen nutzt man KI, um die optimalen Fahrradwege an den »Desire lines« entlang zu errichten, also den von den Stadtbewohnern selbst gewählten Fahrverbindungen. Ein Beispiel für gelungene UNTERSTÜTZUNG durch KI. So macht es Sinn. Aber alles spricht gegen eine Technologie, die die Beziehungen der Menschen überformt. Eine KI, die den Verkehr optimieren soll, wird immer mehr und mehr Autoströme erzeugen. Die Entscheidung aber, mehr Begegnungsräume für die Bürger zu schaffen, mehr Fahrräder in die Stadt zu bringen, das Auto zurückzudrängen, ist immer eine ANALOGE (politische) Entscheidung.

In der Riesenstadt Sao Paolo wurde zu den Olympischen Spielen und der Weltmeisterschaft eine gigantische KI-Verkehrszentrale errichtet, die den unentwegt stockenden Verkehr endlich »regeln« sollte, Kaum fünf Jahre später steht diese Zentrale so gut wie leer. Weil man vergessen hatte, die Bevölkerung bei der Verkehrs- und Straßenplanung zu beteiligen und mitzunehmen, erzeugten die Steuerungsalgorithmen erst immer mehr Chaos, und irgendwann kreisten die Algorithmen immer nur um sich selbst.

In Unschärfe bewegen

Und was ist mit der Medizin? KI kann helfen, Moleküle zu finden, die bei der Krebsbekämpfung dienen. Aber als diagnostischer Arzt ist sie eher ein Versager. Und das liegt womöglich nicht daran, dass sie „noch nicht soweit ist”. Vielleicht eher daran, dass sie schon ZU WEIT ist. Die ersten klinischen Diagnoseprogramme des berühmten Watson-Systems von IBM wurden wieder eingestellt. Weil das Symptom in einem KI-System algorithmisch verengt wird, entstehen jede Menge false-positive Diagnosen. Die KI funktioniert wie der sprichwörtliche Mensch, der einen Hammer in der Hand hat und überall nur Nägel sieht.

Nichts spricht gegen Diagnosesysteme, die helfen, Röntgenbilder VORzusortieren. Aber Symptome sind immer nur TEILPHÄNOMENE in einem komplexen Organismus. Menschen können eine Unmenge von unscharfen Symptomen entwickeln, die eine eigene Geschichte erzählen – Dr. House lässt grüßen. Aber könnte man Doktor House in einen Roboter verwandeln, in ein Expertensystem? Schwierig, denn House kommt den Diagnosen immer durch INTERAKTION auf die Spur, indem er nach Hause zum Patienten geht und mit ihm spricht, sich streitet, tobt und vor dem Krankenbett Gitarre spielt (und manchmal mit ihr schläft). Das ist politisch inkorrekt, aber höchst effektiv.

Der englische Moralphilosoph Jeremy Bentham formulierte zu künstlichen Intelligenzen: „Die Frage ist nicht: Können sie logisch sein, können sie sprechen? Sondern Können sie LEIDEN?”

Im humanen Kern der Medizin geht es ja nicht wirklich um Krankheit. Sondern um Heilung. Wenn wir uns der Heilung verpflichten, entsteht aber immer ein Zukunftsprozess, der von BEZIEHUNG abhängig ist. Was zwischen Patienten und Art als Übertragung entsteht, ist oft entscheidend. Wer heilt, öffnet Lebenswege. Der Tod hingegen kündigt sich schon lange vorher durch VERENGUNG an (im Medizinischen zum Beispiel durch sehr regelmäßigen Puls, flache Atmung, graue Hautfarbe etc.). Uralte Medizinische Disziplinen wie die Traditionelle Chinesische Naturheilkunde bauen genau auf dieser Idee auf: Es geht im biologischen Sein vor allem um Energie. Vitalität ist das Zusammentreffen von Energien die sich im Menschen vereinen. Zur Heilung gilt es, diese Energien zu spiegeln, zu aktivieren.

Das Kluge-Hans-Syndrom

Der Kluge Hans war ein Pferd, ein Orlow-Traber, das um die Jahrhundertwende 1900 für große Sensation auf Marktplätzen und Kirmes-Ereignissen sorgte. Der Musiklehrer Wilhelm von Osten hatte den eleganten Hengst dressiert und stellte ihm vor und im 19. Jahrhundert Rechen-Aufgaben vor zahlendem Publikum. Hans zählte, in dem er mehrmals mit dem Huf auf das Pflaster klopfte oder durch Nicken und Schnauben. Er konnte einfache Additionen bewerkstelligen und Gegenstände oder Personen abzählen. Von Osten war ein leicht wirrer Mensch, der sich für einen Genius hielt, einen Pferdeflüsterer, und das war er auf seine Weise auch.

Ein Student lüftete schließlich das Rätsel:. Hans war ein sehr sensibles Pferd, das Körpersprache und Mimik seines Trainers, aber auch des Publikums genau lesen konnte. Wenn Leute aus dem Publikum eine Frage stellten, spannte sich ihre Körperhaltung kurz vor der richtigen Anzahl von Klopfzeichen. Wilhelm von Osten passte diese Enthüllung überhaupt nicht, er behauptete bis zu seinem Lebensende, es handelte sich um »animalische Magie«.

Vielleicht ist Hans und sein Schicksal eine gute Metapher für unser Verhältnis zur Künstlichen Intelligenz, deren Klopfen und mit-den-Hufen-Scharren wir heute so bewundern. Und natürlich reagieren wir alle wie das nur allzu gerne gläubige Publikum, das schließlich Eintritt für eine Wunder-Show bezahlt hat, oder der Pferdelehrer, der sich seinen Ruhm nicht verderben will. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. »KI!« muss gefährlich, wundersam, magisch, unfassbar bleiben! Sonst wären wir sehr enttäuscht. Menschliche Hirne – das gehört zu unserer NATÜRLICHEn Intelligenz, bauen sich ihre Umwelt so zurecht, dass sie motiviert und »gespannt« bleiben. Wir müssen uns vor der Zukunft fürchten und von ihr unendlich fasziniert sein. Was wären wir ohne diesen Zukunfts-Dämon, der unsere Welt »radikal verändern« und uns, wie gesagt »zu Göttern machen wird«?

Aber nichts von alledem wird wirklich passieren.

Die Multiplizität

Könnte unsere Beziehungsgeschichte mit der KI nicht auch ganz anderes ausgehen als ENTWEDER in Richtung Dystopie – digitale Unterjochung und Welt am digitalen Draht – ODER Erlösung und Lösung aller Probleme durch die intelligent gewordenen Maschinen? Ich bin mir sicher, dass genau das passieren wird.

Zum Beispiel im Bereich der Arbeit. Seit vielen Jahren werden uns deprimierende Prognosen vorgesetzt, dass Künstliche Intelligenz uns in der Arbeitswelt endgültig über-flüssig machen wird. Der Mensch verschwindet, wie es so schön heißt aus der Arbeitswelt, wie das Pferd aus der Landwirtschaft. Nur ist das kompletter Blödsinn. Je mehr ein Land, eine Volkswirtschaft, automatisiert wird, desto mehr Erwerbsarbeit gibt es. Allerdings in immer mehr schillernden und differenten Formen.

Es stimmt schon: Die ALTEN Arbeitsplätze – Betonung auf Platz, lebenslang, gleichförmig, eben digitalisierbar – werden durch Automaten, Roboter und KI abgeschafft. Aber das ist ein schon lange andauernder Prozess. Mindestens so alt wie die industrielle Revolution.

Das jüngste Gerücht lautet, dass Computer auch die symbolanalytischen Tätigkeiten übernehmen werden. Die berühmte Oxford-Studie von 2013, erstellt von zwei Oxford-Ökonomen, Carl Benedikt Frey und Michael A Osborn, behauptet, dass nicht nur Taxifahrer, Lastwagenfahrer und VerkäuferInnen, sondern auch Fotomodels, Rechtsanwälte und Barkeeper und Journalisten von der Künstlichen Intelligenz in Frührente geschickt werden.

Ich bin sicher, dass das nicht stimmt. Die Anzahl der Rechtsanwälte werden schon deshalb nicht abnehmen, weil der Vormarsch der KI unendlich viele neue Rechtsstreit erzeugt – zwischen Firmen, Ländern, Anbietern von KI und deren Kunden und so weiter. Vielleicht werden dann auch »KI-Rechtsanwälte« mitmischen, aber die GESAMTzahl der Rechtspfleger wird steigen. So war das immer. Immer dann, wenn sich technologisch ankündigt, dass ein Berufsstand maschinell substituiert wird, vermehrt er sich auf magische Weise – in eine andere Varianz. Das war schon bei Bankern, Politikern und Prostituierten so und bei noch tausend anderen Berufen.

Besonders bei den Barkeepern bin ich mir sicher, dass die Aussterbe-Phantasie falsch ist. Diese Vermutung basiert darauf, dass es inzwischen Cocktail-KIs gibt, zum Beispiel auf Kreuzschiffen, die in Sekundenschnelle perfekte Moskau Mules oder Daiquiris zusammenschütteln. Sind das Barkeeper? Nein, es sind Schüttelautomaten. Echte Barkeeper sind Seelsorger, Lebensbegleiter, Klaschgefäße, diskrete Schweiger und begnadete Kommunikateure, Punching Balls oder Mediatoren für ungünstige Liebesbeziehungen. Davon wird es, so oder so, in Zukunft IMMER MEHR geben.

Im romantischen Science-Fiction-Film PASSENGERS von 2016 versieht ein Androide seinen Dienst als perfekter Barmann in einem luxuriösen Raumschiff, das reiche Migranten auf einen anderen Planeten bringen soll. Durch einen Defekt werden zwei Passagiere auf der 99-jährigen Reise aus dem kryonischen Tiefschlaf geweckt. Der Barmann (kongenial gespielt von Michael Sheen) ist nun ihr einziger Begleiter. Er spielt von nun an die Hauptrolle. Er ist Echo, Spiegel, Therapeut, Entertainer, Tröster, »Anstandsdame« – alles, was die beiden Einsamen brauchen, um im kalten Universum am Leben zu bleiben. Aber alle seine Funktionen basieren Letztendes auf der PROJEKTION des Paares, das einsam im Weltraum lebt. Und sich menschliche Anteilnahme nur selbst suggeriert.

Die Gefahr durch KI in der Jobwelt besteht nicht so sehr darin, dass KI menschliche Job ÜBERNIMMT. Sondern dass in den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschinensystemen neue degradierte Billigjobs entstehen: Pizzakuriere am Rande des Nervenzusammenbruches, ausgebeutete Paketboten, UBER-Fahrer. Menschen mit großen Kühlboxen auf dem Rücken, die Sklaven der unerlösten Beziehungsgeschichte zwischen Menschen UND Maschinen sind.

Die vier Mutationen der Arbeit

  1. Jobs, die Menschen können, aber Roboter in Zusammenarbeit mit Menschen BESSER.
    Ein Autopilot kann ein Flugzeug zu 97 Prozent fliegen – nur in drei Prozent der Flugzeit müssen die Piloten das Steuer übernehmen. Ein autonomes Auto kann heute die Spur halten und die Geschwindigkeit regeln und (begrenzt) auch überholen. Beide Fähigkeiten sind, wie wir wissen, auch von Menschen bewältigbar. Aber was passiert, wenn man die Fähigkeiten von Menschen und Maschinen im Verkehr KOMBINIERT?

    Menschliche Piloten wird es auf absehbare Zeit im Flugverkehr geben, weil Fliegen einen hohen psychologischen SCHWELLENFAKTOR aufweist. Ohne Pilot werden sich Passagiere auf absehbare Zeit weigern, ins Flugzeug einzusteigen, man braucht sie auch als symbolische Kommunikatoren. Lastwagen hingegen können demnächst womöglich vollautomatisch fahren. Aber fahren sie damit auch FAHRERLOS? Es wird eine Art von Monitoring geben, entweder IM Fahrzeug oder weit entfernt davon – was wiederum neue, qualifizierte Arbeit erfordert.

  2. Jobs die Menschen nicht können, Roboter aber schon.
    Menschen können keine Computerchips bauen. Selbst mit den besten Lupen oder feingliedrigsten Fingern wäre das ziemlich blödsinnig. Hier haben die Maschinen bereits einen ganzen Produktionszweig übernommen. Aber haben sie dabei Menschen arbeitslos gemacht? Nein, sondern eine riesige Kaskade NEUER Jobs erzeugt.

    Menschen können die verstrahlte Atomkraft Zentrale in Fukushima nicht betreten – oder wenn, dann nur unter erheblichen Einschränkungen. Natürlich könnten Menschen das Web Zeile für Zeile nach Informationen absuchen – das würde gewaltig viele Arbeitsplätze bieten. Aber »Roboter« in Form von Suchmaschinen sind millionenfach besser. Menschliche »Suchmaschinen« gab es früher in Zeitschriftenredaktionen. Recherche-Redakteure arbeiteten mit Scheren und Klebstoff und markierten bestimmte Textstellen. Früher war Journalismus ganz wesentlich das »Präsentieren von Fakten«. Das schuf eine überschaubare Aufgabe. Heute ist der Journalismus in einer »Krise«, weil er seine innere Funktion neu definieren muss.

    Textautomaten erzeugen eine Turbulenz im journalistischen Sektor und werden EINIGE Journalisten den Job kosten – und zwar derjenigen, deren Texte SOWIESO mit computererzeugten Texten verwechselbar sind. Das ist eine schmerzhafte Krise, in der Tat. Aber auf Dauer wird sie die Komplexität und Qualität dessen, was »Journalismus« ist, eher erhöhen. Die Abschreiber und Copy-Paster, die Schreiber von automatischen Kommentaren und immergleichen »Informationen«, dürfen sich eine sinnvollere Tätigkeit suchen.

  3. Jobs, von denen wir nicht wussten, dass sie getan werden sollten oder könnten.
    Eine nichtinvasive Operation durch den Nabel ist nur mit Hilfe von bildgebenden Computern möglich. Der selbstproduzierte Film einer Hochzeit braucht einen hohen Einsatz smarter Technik – bislang benötigte man dazu noch ein teures Filmteam. Aber die Hochzeit selbst wird niemals digitalisierbar sein. Mit Computern können wir einen Roboter-Rover auf dem Mars steuern, ein Bild drucken, dass uns ein Freund schickt – all das sind Tätigkeiten, auf die wir erst dadurch gekommen sind, dass sie plötzlich MÖGLICH wurden. Sie nehmen nichts weg, sondern fügen etwas hinzu.
  4. Jobs, die durch die Gleichmachung und Beschleunigung von Produkten eine Renaissance erleben.
    Menschen können mit der Hand Stoffe weben, aber seit Maschinen die hundert- oder tausendfache Web-Geschwindigkeit zur Verfügung stellen, ist Kleidungsstoff auf erstaunliche Weise verfügbar geworden. In westlichen – und demnächst auch östlichen – Haushalten werden heute jährlich so viele Kleider gekauft wir vor hundert Jahren in einem ganzen Leben. Das macht aber neue Probleme. Und schafft andere Dimensionen von Nachfrage.

    Wenn Stoff nur noch mit Maschinen gewebt wird, werden Stoffe mit kleinen Fehlern, die auf menschliches Einwirken hinweisen, plötzlich begehrt. Wenn in allen Haushalten nur noch die gleichen Ikea-Möbel stehen, ist die Stunde des Schreiners geschlagen, der ein Unikat anfertigt, aus Holz, das mit den Händen gestreichelt wird. Je mehr wir auf Pixel starren, desto cooler wirkt Bütten-Papier. Füllfederhalter sind der Verkaufsrenner. Warum? Weil Unregelmäßigkeit SIGNIFIKANZ bedeutet. In einem handwerklichen Produkt scheint wieder jene Grundkonstante des Menschlichen auf, die wir in der digital-industriellen Welt schmerzlich vermissen: Einmaligkeit und persönliche Beziehung.

    Der Publizist Christoph Bartmann illustriert in seinem Buch „Die Rückkehr der Diener: Das neue Bürgertum und sein Personal”, wie gerade in der Welt der Callcenter und automatisierten Dienstleistungen REALE Dienstboten eine Renaissance erlebt.

    Persönliche Service-Dienstleistungen, die früher nur für die obersten Tausend möglich waren, werden plötzlich erschwinglich. Humane Agenten, die mit Hilfe der Digitalität ihre Kosten herunterskalieren können, erobern die Bühne: Man kann »demnächst«, oder auch heute schon, einen Reise-Agenten, einen Concierge, einen Gesundheitstrainer mieten, ohne sich zu ruinieren. Ein Grund, warum inmitten der Digitalität die humane Dienstleistung blüht, ist die Komplexität: Einen Flug im Internet kann man zwar selbst buchen, aber wer das tut, erlebt sich selbst in einer verwirrenden Klickhölle. Denn alle Plattformen kämpfen um den »Channel«. Die Tätigkeit der neuen Intermediäre ist vor allem das KURATIEREN, die Entwicklung von CONAISSEURSHIP – dazu braucht es Instinkte, Gefühle, Freiheitsgrade, ein Gefühl für das lebendige Sein – Natürliche Intelligenz eben. Der persönliche Butler ist gar nicht so weit entfernt, und er wird nicht aus Silikon und Stahl sein, sondern aus gutem altem Fleisch und Blut.

Unser Verhältnis mit den intelligenten Maschinen wird das werden, was Ken Goldberg, ein Roboterforscher an der Universität von Berkeley, MULTIPLIZITÄT nennt. Wir werden von Robotern und Expertensystemen umgeben sein, und in dieser Herausforderung wird sich unsere Zivilisation, aber auch unser Bewusstsein, WEITERentwickeln:

„Multiplicity is not science fiction. It’s something that’s happening right now, and it’s the idea of humans and machines working together. So welcome to the future, where robots do things like gently hand us screwdrivers instead of stabbing us with them.
We want to enhance people, and we want them to be able to focus on the more subtle, rewarding, and human aspects of their Life . Robots are great at brute strength, precision, and speed. Humans have better brains and marvelous hands with which to grip an array of objects. And these contrasts are going to stay contrasts for a long while to come.”

Im Grunde genommen ist es ganz einfach: Die Künstliche Intelligenz treibt uns die Treppe des Menschlichen hinauf. Sie nimmt uns beim Wort unserer genuin menschlichen Fähigkeiten, indem sie uns neben den mechanischen nun auch Teile der analytischen Routinen abnimmt. Aber sie nimmt uns nicht das KOGNITIVE ab. Im Gegenteil. Sie fordert das Kognitive zu einem Sprung auf die nächste Stufe heraus.

So helfen uns die Künstlichen Intelligenzen beim evolutionären Sprung in eine nächste Stufe der NI, der Natürlichen Intelligenz. Sie zwingen uns, unsere emotionalen, kognitiven und sensuellen Fähigkeiten auf einer neuen Ebene zu INTEGRIEREN. Wie sagte Jack Ma so schön, der Gründer der größten Internetfirma der Welt ALIBABA:

„Lehre und lerne, was die Maschinen niemals können. Lerne Werte, unabhängiges Denken, Kunst, Einzigartigkeit, Glauben, Teamwork, und die Zuneigung zu Anderen.”
„Teach and learn what the machines cannot do. Learn values, independent thinking, arts, uniqueness, believing, teamwork, care for others.“

Die Natürliche Intelligenz feiern

Lauschen Sie in sich hinein. Wer sind Sie? Wie sind Sie? Gar nicht so einfach zu sagen. Wahrscheinlich fallen ihnen erstmal kleine körperliche Unpässlichkeiten auf. Pochen im Zahnfleisch, das Rumpeln der Gedärme, oder Druck im Sitzfleisch. Feine Naturen können das Blut in den Adern spüren oder das Schlagen des Herzes.

Wir sind ORGANISCH. Vor allem aber sind wir Vieles gleichzeitig. Gedanken, die immer in Worten kommen. Bildgewirbel. Und im Sekundentakt wechselnde Gefühle, die ein riesiges Resonanzsystem bilden, Wohl und Unwohl, Hunger und Angst, Lust und Langeweile wechseln sich ab, manchmal minütlich.

Die viel gepriesene Künstliche Intelligenz hat all das nicht. Jedenfalls so lange nicht, wie wir sie nicht mit Schmerz und Fleisch und Blut und dem inneren Erleben von Sterblichkeit ausstatten. Erst dann würde sie INTENTIONEN entwickeln, etwa die Weltherrschaft an sich zu reißen oder grausame evolutionäre Experimente mit Menschenfleisch zu veranstalten. Dann wäre sie aber nicht mehr digital, sondern analog, organisch, fleischlich. Wie wir.

Unsere Natürliche Intelligenz ist ungeheuer leistungsfähig, auch wenn wir das nicht so empfinden. Sie hat uns durch Millionen Jahre von evolutionären Bedrängungen geführt, uns vor dem Schicksal praktisch aller anderen Arten bewahrt – dem Aussterben, Eben weil sie auf vielen Ebenen »funktioniert«, weil sie mehrschichtig, bisweilen paradox, zwischen Sinnen, Prozessen und Interaktionen verläuft und all dies SINNLICH in uns abbildet, ist sie in enormer Weise adaptiv. Klar, wir können nicht so schnell rechnen wie das Silizium. Aber wir können Dinge empfinden, Situationen »wittern«, Zukunft imaginieren.

Und wir können IRREN.
Hinter der Formel „Die Zukunft braucht den Menschen nicht”, wie wir ausgesprochen oder implizit unentwegt von den Kanzeln der Digitalen Revolution hören, stehen schwere Selbstwertprobleme,

Selbstauflösungs-Wünsche die wir besser mit unserem Therapeuten besprechen sollten, der mit Sicherheit kein Automat sein wird. Es wird Zeit für eine digitale Emanzipation, in der wir uns vom digitalen Kinderglauben UND vom humanen Minderwertigkeitskomplex befreien. Geben wir dem Digitalen, was des Digitalen ist, und dem Menschen, was das wunderbare Analoge ist. Alles andere führt nicht in die Zukunft, sondern nur in eine Art Hufestampfen mit innerer Verblödung.

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