103 – Vorschlag zur Zukunfts-Verschwörung

Ein Neujahrsgruß

Vor 100 Jahren, in den goldenen Anfängen des 20. Jahrhunderts, zeichnete der Jugendstil-Künstler Winsor McCay im New York Herald wöchentlich eine fantastische Comic-Seite. Sie schilderte die nächtlichen Abenteuer von Little Nemo, einem Jungen im Schlafanzug, der nach dem Einschlafen in eine futuristische Traumwelt gerät. Es ist der Beginn der industriellen Beschleunigung, und ständig geht etwas schief. Möbel beginnen zu laufen, Häuser fliegen davon, der Boden öffnet sich und offenbart Monster, monströse Herren in Anzügen und Zylinder machen alles kaputt. Nemos Schlafanzug wird zum Clownskostüm, und am Schluss fällt der erschöpfte Junge mit seiner Decke aus dem Bett und reibt sich die Augen: „Habe ich das alles nur geträumt?“.

Fühlen Sie sich in diesen Jahren auch manchmal wie Little Nemo in Slumberland?
Und wie ist das mit den „neuen Jahren“?
In einer Neujahrsausgabe des Cartoons tanzt eine Gruppe irrer Greise um ein neugeborenes Kind, dass das NEUE Jahr symbolisieren soll.
So ähnlich geht es uns heute mit der Zukunft.
Das Alte tanzt besoffen im Kreis herum.
Und wir schauen ziemlich perplex aus der Wäsche.

Die Omnikrise

Geht es Ihnen auch so, dass sie das Wort „Krise“ nicht mehr hören können? Ständig werden neue Super-Krisen ausgerufen, vermutet, befürchtet, angekündigt. Die „Verkrisung” der Welt hat ungeahnten Ausmaße angenommen.

Im Englischen hat sich der Begriff polycrisis durchgesetzt, auf Deutsch „Stapelkrise“. Ich selbst finde den Begriff OMNIKrise charmant. OMNI heißt im lateinischen alles, im Sinne von das Ganze, das Zusammenhängende. Omnikrise meint eine Krise, die nicht nur in der äußeren Welt stattfindet. Sondern auch, ja vor Allem, unsere innere Wahr-Nehmung umfasst.

Neurowissenschaftler und Kognitionspsychologen sagen uns schon seit geraumer Zeit, dass die Welt, wie wir sie wahr-nehmen, nicht die „wirkliche“ Welt ist. Es ist aber sehr schwer, das zu glauben, wenn man glaubt, dass das, was man glaubt, die Wahrheit ist.

Vielleicht ist das der wahre Kern der heutigen Krise: Dass wir nicht mehr an so etwas wie Wahrheit glauben können. Eine Omnikrise erzwingt eine kognitive Dissonanz. Innere Wirklichkeit und Wahrnehmung passen plötzlich nicht mehr zusammen. Alles fühlt sich plötzlich verschoben an. Die Realität schmeckt anders. Riecht komisch. Selbst der Fußball, den wir immer so liebten, ist plötzlich etwas ganz anderes geworden. Was rechts ist, was links, was gerecht ist und was Freiheit, steht plötzlich zur Disposition.
Das kann einen echt wahn-sinnig machen.

Wir ahnen gleichzeitig, dass das ALTE NORMAL nicht wiederkehrt. Der ursprünglichen Krisenbegriff geht ja davon aus, dass NACH einer Krise alles so weitergeht wir früher. Das Virus geht, der Frieden kommt, und alles ist wieder „in Ordnung“. Das erste kosmische Gesetz des Universums ist aber die Zahnpasta-Regel. Wenn die Zahnpasta aus der Tube ist, bekommt man sie nicht mehr hinein.

Zeitschleifen

Einer der existentiellen Erfahrungen der letzten Jahre ist, dass der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmt. Wir machen die Erfahrung, dass immerzu die Vergangenheit zurückkehrt, die wir schon lange „entsorgt“ zu haben glaubten.

Die neuesten Streaming-Filmserien spiegeln diese Schleifen-Logik, in der alles unentwegt wiederkommt, wider. In Beforeigners, einer witzigen norwegischen Crime-Fantasy-Serie, landen Reisende aus früheren Epochen — Steinzeit, Wikingerzeit, frommes 18.Jahrhundert – im modernen Oslo unserer Tage. Sie tauchen plötzlich aus Blubberblasen im Hafenbecken auf. Als „Timigranten“ erhalten sie ordnungsgemäß Asyl, und das Ganze ist auch eine nette Satire auf das bürokratische Super-Wohlfahrts-System, das sich in Skandinavien entwickelt hat.

Man merkt aber schnell, dass sie im Grunde immer schon da waren, die Timigranten. Dass die Filmserie in Wirklichkeit von einer multitemporalen Gegenwart handelt, in der die Steinzeit, die Wikingerzeit, das fromme 18. Jahrhundert in gewisser Weise nie aufgehört haben …

In der Langzeitserie Dark irren verschiedene Freundes- und Menschengruppen in einer Kleinstadt so lange in Zeitschleifen herum, bis sich das ganze Universum auflöst. Auch eine Lösung. Ähnliche Phänomene gibt es in den „Stranger-Things“-Serien bei Netflix und Co. In der neuen Produktion der Dark-Autoren, „1899“ gerät ein Auswandererschiff bei der Fahrt über den Atlantik in einen Zeitstrudel, in dem sich alles immer im Kreis dreht.

Wie heißt das so schön? Die Zeit ist aus den Fugen…
Die Vergangenheit kehrt zurück.
Immer wieder.
In einer endlosen Schleife.
Und gleichzeitig verschwindet die Zukunft.
Hinter einem Vorgang an Undeutbarkeit.
So kündigen sich Epochenwandel an:
Das Neue fährt durch den Nebel.

Die große Zukunfts-Enttäuschung

Vor drei Jahren brach ein Virus aus einem Tiermarkt in China aus. Und nutzte die vielfältigen Wege der globalen Welt, um sich bis in den letzten Winkel der Erde zu verbreiten.

Das Virus zeigte uns unsere Verletzlichkeiten. Unsere Abhängigkeiten von- und miteinander, mit denen wir echte Schwierigkeiten haben. Das Virus hat uns auch auf paradoxe Weise klargemacht, wie ERSCHÖPFT wir alle längst waren. Das Alte Normal, dass wir jetzt herbeisehnen, war eben alles andere normal. Es war längst überhitzt, verlogen, verzweifelt. Das brachte uns zur schwierigen Frage, ob wir womöglich Krisen BRAUCHEN, um innezuhalten.

Vor einem Jahr (könnte man den Monat Februar nicht einfach streichen?) ratterten riesige Panzerkolonnen über die ukrainische Grenze. Dieser Krieg zeigte, dass das uralte Böse immer noch existiert. Das Böse aber hatten wir längst abgeschafft, nach Disneyland verbannt, als Missverständnis oder Entertainment definiert. Dass sich das Böse in der Wirklichkeit ausbreiten kann wie eine Epidemie, über Meme, Ideologien, KONSTRUKTE, dass es ganze Gesellschaften kontaminieren kann, haben wir lange einfach ausgeblendet. Obwohl es schon in den Balkankriegen, und spätestens seit dem 11. September und dem Islamischen Staat klar war: Menschen sind nach wie vor zu unfassbaren Verbrechen fähig, wenn sie sich in irgendeinen dunklen Glauben verrannt haben. Das Zeitalter der Rationalität ist auch gleichzeitig das Zeitalter der rasenden Irrationalität.

Enttäuschungen schmerzen. Wir wollen sie nicht wahr-haben, um keinen Preis, denn dann müssten wir ja zugeben, dass wir uns geirrt haben.

„Kritik der Enttäuschung ist streng genommen nicht berechtigt“, schrieb Sigmund Freud 1915, kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs. „Denn sie besteht in der Zerstörung einer Illusion. Illusionen empfehlen sich uns dadurch, dass sie Unlustgefühle ersparen und uns an ihrer statt Befriedigungen genießen lassen. Wir müssen es dann ohne Klage hinnehmen, dass sie irgendeinmal mit einem Stücke der Wirklichkeit zusammenstoßen, an dem sie zerschellen.“

Sigmund Freud, Gesammelte Werke 10, Die Enttäuschung des Krieges, 1915

Irren ist nicht nur menschlich, es ist auch notwendig. Und Enttäuschungen können auch produktiv, ja zukunftsweisend sein, wenn wir sie mit Bindestrich schreiben. Lassen wir es auf der Zunge zergehen: ENT-Täuschung.

Wenn wir uns von Täuschungen befreien, kann die Welt wieder frisch werden.
Wir können sie mit neuen Augen, mit klarem Blick sehen.
Und vielleicht auch wieder einen klareren Blick auf die Zukunft werfen.

Dem Philosophen und Psychotherapeuten Paul Watzlawick („Anleitung zu Unglücklichsein“) verdanken wir die Erkenntnis, dass man echte Probleme nicht auf derselben Ebene lösen kann, auf der sie entstanden sind. Wenn man immer mehr von den alten Mitteln und Methoden einsetzt, wird das Ergebnis immer kleiner. Das ist der kollektive Stress, den wir heute, im Abgang der alten, fossilen Industriegesellschaft erleben. Immer höherer Einsatz veralteter Rezepte mit immer geringerem Grenznutzen.

Zur „Lösung“ brauchen wir einen Wechsel auf die nächste Ebene, ein „Reframing“ der Sichtweisen. Watzlawick nannte das „Lösungen zweiter Ordnung“.

Lob der Desillusionierung

Hier einige Illusionen, von denen wir uns produktiv ent-täuschen könnten:

  • Die Illusion, dass alles immerzu MEHR werden kann, ohne irgendwann seine Qualität zu verlieren.
  • Die Illusion, dass Fortschritt durch Ersetzen des Alten durch das radikal Neue entsteht (Disruptions-Ideologie).
  • Die Illusion, dass Technik ALLES lösen kann. Eine der größten Technomanien geht soeben zu Ende: Die Digitale Illusion. Die versprochenen Produktivitätsgewinne der Informationstechnologien sind weitgehend ausgeblieben (sie betrafen eher die Gewinne der Digitalfirmen als die breite Wirtschaft). Dort, wo das Internet die menschliche Kommunikation überformte, sind unfassbare Folgeschäden für die sozialen Zusammenhänge entstanden, die wir immer noch leugnen oder verdrängen. Wir leben in einer Phase des „Digital burnout“, oder des Techlash. Weite Teile der Internetökonomie, etwa die Kryptowährungen, erweisen sich derzeit als Luftnummern. Den Rest räumt Elon Musk gerade ab.
  • Die Illusion, dass das Böse von alleine aus der Welt verschwindet.
  • Die Illusion, dass komplette Autonomie möglich ist.
  • Die Illusion, dass Wirklichkeit und Wahrheit dasselbe sind …
  • Undsoweiter.

Die Zukunfts-Verschwörung

Ich halte nichts von guten Vorsätzen zu Jahresbeginn, und auch nicht von Stimmungs-Aufrufen. Sinnvoller wäre es, etwas miteinander zu vereinbaren. In der Unschuld des neuen Jahres möchte ich versuchen, mich mit Ihnen zu verschwören. Wir könnten untereinander beschließen, drei Aspekte zu berücksichtigen, die für die wahre Zukunft essentiell sind:

  1. Akzeptanz
    Wir sind es gewohnt, „kritisch“ zu sein. Dagegensein, gegen ALLES und vor allem „die da oben“, ist eine allgegenwärtige Pose geworden. Wir haben uns von Bürgern in Konsumenten verwandelt. Am liebsten würden wir alles, was uns nicht gefällt, reklamieren und zurückschicken. Wie bei Amazon, kostenlos.
    In einer Zeit des Wandels verwandelt sich das ewige DAGEGENSEIN jedoch in infantile Nörgelei.
    Es wird Zeit, auch mal wieder einmal etwas GUT zu finden.
    FÜR etwas einzustehen.
    Etwas zu verteidigen.

    Dazu gehört das Eingeständnis, dass sich vieles, was wir, einfach erwarten, nicht immer zur Verfügung steht. Aber nicht, weil böse Absichten oder unfähige Menschen dahinterstecken.

    Es gibt einfach „Wicked Problems“. Das sind verhexte, komplexe Probleme, die sich nicht so einfach lösen lassen.
    Nehmen wir das Gesundheits-System. Es ist weder „skandalös unterfinanziert“ noch „versagt“ es die ganze Zeit. Es ist nur verdammt schwierig, ein hochkomplexes Gesundheitssystem zu organisieren, zu finanzieren, laufend zu verbessern. Das Gesundheitssystem leidet unter einem Paradox, dass es von innen heraus „paradox verhext“. Je älter wir werden, desto mehr Krankheiten entwickeln wir. Je mehr medizinische Erfolge möglich sind, desto multimorbider werden die Menschen. Und desto teurer wird alles. Das Gesundheitssystem (eigentlich ist es ja ein Krankheitssystem) erzeugt also seine Krise durch seinen Erfolg. Da es nicht mit der Vorsorge, mit gesunden Lebensweisen der Menschen, durch einen positiven Feedback-Loop verbunden ist, ist es in einer Systemfalle eingeschlossen. Man müsste es völlig dekonstruieren und neu konzipieren, um es aus dieser Falle zu befreien.
    Aber versuchen Sie das einmal…

    Ein hochmodernes Zugsystem, in dem alle Züge IMMER pünktlich fahren, ist nur in einer total kontrollierbaren Umwelt möglich. Sozusagen als Modelleisenbahn. Schnurgerade Trassen durchs ganze Land kann man in Japan oder China bauen, wo die Eigentumsverhältnisse so sind, dass man jederzeit für eine Bahntrasse enteignen kann.

    In einem topographisch so vielfältigen und von sehr differenzierten Mobilitätsmustern durchzogenen Land wie Deutschland ist das sehr schwer. Aber wir erwarten natürlich, dass das System perfekt funktioniert.
    Sonst werden wir sehr wütend.

    Armut ist ein ganz besonderes „Wicked Problem“, vor allem in einem Wohlstandsland. Der klassische Moralismus behauptet, die Ursache von Armut wäre der Mangel an Geld. Aber Geld ist nur EIN Faktor. Dauerhafte Armut in einer reichen Gesellschaft ist eher das Resultat mangelnden Zugangs. Zu Kompetenzen, Verbindungen, Kulturtechniken. Zu Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen. Geld allein verschiebt nur die Grenzen zwischen dem, was als arm und nicht-arm empfunden wird. Die allseits geforderten Basis-Einkommen könnten das Problem sogar noch verschärfen.

    Es geht nicht darum, alles „kritiklos gut zu finden“. Aber etwas Schwieriges als schwierig anzuerkennen befreit uns von dem Fluch, unsere Ansprüche immer höher zu hängen, und dann immerzu an ihnen zu scheitern. Es bewahrt uns auch an der rüden Abwertung der Leistung Anderer, die meistens mit der wohlfeilen Kritik an Allem und Jedem verbunden ist.

  2. Meinungsverzicht
    Die größte Zukunfts-Kunst besteht darin, auf Meinungen zu verzichten.
    Nein, ich will nicht die Meinungsfreiheit beschneiden. Es ist nur die Frage, welche FUNKTION Meinungen in einer hypermedialen Gesellschaft wie der unseren eigentlich erfüllen.

    Früher waren Meinungen ein Zeichen für Differenzierung. Für die Entwicklung geistiger Eigenständigkeit. Meinungen erweiterten das Bewusstsein, indem sie sich mit anderen Meinungen trafen und sich zu einem GESAMTBILD verbanden. Zu WAHRHEITEN verdichtet werden konnten. Meinungen waren mit dem Interesse verbunden, von anderen Meinungen zu lernen.

    Heute, in einer hypermedialen Gesellschaft, in der es vor allem auf Erregung und Aufmerksamkeit ankommt, wirken Meinungen in eine völlig andere Richtung. Sie müssen möglichst abseitig sein, möglichst aggressiv, um „Klicks“ zu erzeugen. Klicks sind Erregungen im Hirn, die unsere Aufmerksamkeit fesseln. Sie werden leicht zu Aggressions-Elementen. Zu parasitären MEMEN. Die Welt wird VERMEINT, mit der ausschließlichen Absicht, die eigene Meinung millionenfach durchzusetzen. Was aber dem Wesen der Meinung, die ja in ihrem Wesen anschlussfähig an andere Meinungen sein sollte, widerspricht.

    Wie sagte der Psychologie-Philosoph Paul Watzlawick so schön?
    „Die eigentliche Ursache des Leids liegt in unserer Unwilligkeit, Tatsachen als reelle Tatsachen und Ideen als bloße Ideen zu sehen, und dadurch, dass wir ununterbrochen Tatsachen mit Konzepten vermischen. Wir tendieren dazu, Ideen für Tatsachen zu halten, was Chaos in der Welt schafft.“

    Üben wir deshalb zusammen die Kunst, auf Meinungen zu verzichten. Nicht alles unentwegt zu bewerten. Das ist am Anfang schwer. Aber wir werden auch belohnt: Es öffnet sich eine neue Tür zur Wirklichkeit. So wie der Verzicht auf Völlerei den Genuss wieder ermöglicht. Und wir lernen wieder, etwas zu tun, was wir seit unserer Kindheit für uncool hielten. Staunen.

  3. Staunen
    Wir sind, auch das hängt mit der Übermedialisierung zusammen, unfassbar abgeklärt. Wir wissen ja alles schon. Uns kann niemand mehr ein X für ein U vormachen (obwohl wir manchmal U und X gar nicht unterscheiden können). Wir sind scheinbar allwissend. Wir können ja alle „Informationen“ sofort aus dem Internet ziehen, und dann wissen wir Bescheid.

    Weil wir uns in einer Wissens-Illusion befinden, können wir nicht mehr STAUNEN. Staunen findet statt, wenn eine positive Kognitive Dissonanz stattfinden. Wir werden sozusagen „nach oben“, ins Positive, enttäuscht.

    Paul Watzlawick hat von der „sanften Kunst des Umdenkens“ gesprochen, die damit verbunden ist, dass wir die Welt mit neuen Augen sehen lernen.

    Es gibt eine Menge „Experten“, Professoren, Spezialisten, die sich als professionelle Schlechterwisser betätigen. Schlechterwisser sind jene Neunmalklugen, die sich auf eine Unmöglichkeits-Theorie spezialisieren, etwa „Staatsschulden werden die Welt ruinieren“ oder „Ausländer verderben die Kultur“. Sie bringen es im Allgemeinen zu großem Ruhm in Talkshows oder „kritischen“ Medien, in denen der Negativitäts- und Angstbedarf hoch ist. Sie benehmen sich aber wie Elefanten im Porzellanladen der Hoffnungen und Lösungsmöglichkeiten. Sie wollen beweisen, dass nichts gelingen kann, und dabei produzieren sie enorme negative Energien.

    In der Wirklichkeit erlebt man dann oft, dass die angesagten Katastrophen nicht passieren. Dass es sich um KONSTRUKTE handelte.

    Ich träume von einer Kultur, in der man für seine negativen Zukunfts-Bilder selbst verantwortlich ist. Wie wäre es, wenn für jede Anklage, jede Defizit-Verkündung, jeden Jammeranfall, auch ein ernsthafter konstruktiver Vorschlag gemacht werden müsste? Das würde viele sinnlose Diskussionen zumindest in ein interessantes Chaos verwandeln….

    STAUNEN ist die Gegenkraft gegen die Verzweiflung.
    Staunen ist eine Form des menschlichen MIND, das Unerwartete wahrzunehmen. Und sich dabei mit der Zukunft zu verbünden.
    Wie sagte der wunderbare Psychiater Stephen Grosz?
    Die Zukunft ist kein Ort, zu dem wir gehen.
    sondern eine IDEE in unserem heutigen Bewusstsein.
    Etwas, das wir erschaffen
    Und das uns dabei verwandelt.

Anstatt wie üblich zu fragen: Was kommt auf uns zu? könnten wir schließlich die Fragerichtung der Zukunft umdrehen:

Was erwartet die Zukunft VON UNS?

Lassen Sie diese Frage eine Weile auf sich wirken. Merken Sie, wie sich die Perspektive verändert? Die Zukunft wird zu etwas Lebendigem, wenn wir uns in eine aktive Beziehung zu ihr setzen.
Die Zukunft braucht uns.
Zukunft ist eine Entscheidung.

Nehmen wir die Bettzipfel in die Hand, und machen uns auf den Weg zu den Monstern und Wundern. Dass wir dabei aus dem Bett fallen, und uns die Augen reiben, ist ganz natürlich. Rappeln wir uns wieder auf. Träumen wir weiter. Nicht überall warten nur Monster. Es gibt auch eine Menge Zauberhaftes.

Ein interessantes Neues Jahr wünscht Ihnen,
Ihr Matthias Horx

 

„The future is a dimension we need to pay attention to, because we are all stakeholders of it.“
Seth Goldenberg