97 – Wie man Zukunft „rightsized“
Vom zärtlichen Umgang mit dem Morgen.
Eine Übung im konstruktiven Possibilismus.
Ich werde derzeit oft gefragt, was man überhaupt noch über die Zukunft aussagen kann, wenn es offensichtlich keine mehr gibt. Ist die Welt nicht endgültig auf dem absteigenden Ast, im endgültigen Niedergang? Unaufhaltsam die Klimakatastrophe, der Ukraine-Krieg ohne Aussicht auf Frieden, eine neue Ära der diktatorischen Imperien steht bevor, Seuchen springen überall auf, es brennt und zündelt in allen Erdteilen, und nun auch noch Gasmangel, Inflation, Weizenkrise, Weltrezession, und war da nicht auch Genderwahn, Rechtspopulismus, überfüllte Züge und Schlangen beim Mallorca-Urlaub …?
Die Zukunft hat sich gegen uns verschworen.
Der Mensch ist schlecht und zum Untergang verurteilt.
„Rightsizing“ bedeutet, etwas in der richtigen Weise zu formatieren. Das richtige Maß zu finden. Im Leben müssen wir das immer wieder tun, wenn wir in Sackgassen laufen, die aus Übertreibungen und Verengungen entstehen.
Sonst kommen wir nicht weiter.
Die Zukunft ist eine wichtige Dimension in unserem Leben. Wenn wir sie verlieren, werden wir alt und traurig. Und früher oder später dumpf-reaktionär.
Ich möchte der Kaskade unserer Hoffnungslosigkeit eine mentale Technik entgegensetzen, zu der mich die amerikanische Zukunftsforscherin Jane McGonigal mit ihrem Buch IMAGINABLE inspiriert hat. (Jane ist Mitglied des „Institute for the Future“, des ältesten Zukunftsinstituts der USA, das in vieler Hinsicht unserem Zukunftsinstitut ähnelt).
Jane McGonigal, Imaginable, How to see the future coming and be ready for anything, Boston Press, 2022
Jane’s Methode, sich der Zukunft zu nähern, ähnelt der RE-GNOSE. Also jener Zukunfts-Reise, in der wir uns in ein Morgen versetzen, um von dort aus zurückzublicken auf unsere Gegenwart. Voraussetzung für ein solches Experiment ist es, zu erkennen, dass wir als Menschen, egal wie klug und gebildet wir sind, die Realität niemals völlig erkennen können. Wir befinden uns vielmehr in einer Realitäts-Illusion, einem Wahrnehmungs-Tunnel, den wir für die Wirklichkeit halten. Plato hat das in seinem Höhlengleichnis ausgedrückt, in dem Menschen in einer Höhle die Welt nur als flackernde Schatten an der Wand sehen und das eigentliche Geschehen verborgen bleibt.
Platos Lehrer Sokrates beschreibt in diesem Gleichnis eine unterirdische, höhlenartige Behausung, in der Menschen leben, die dort ihr ganzes Leben als Gefangene verbracht haben. Sie sind sitzend an Schenkeln und Nacken so festgebunden, dass sie immer nur nach vorn auf die Höhlenwand blicken können, wo sie die Geschehnisse der Welt nur als flackerndes Abbild von Schatten eines Feuers erfahren können. Man ersetze das Feuer durch den Bildschirm, und hat eine ziemlich genaue Darstellung unserer Lebensrealität.
Die Dämonisierung der Wirklichkeit
Die Evolution hat uns als Menschen mit einer besonders hohen Gefahren-Wahrnehmung ausgestattet. Unser Hirn ist dazu „geprimt“, Muster zu erkennen, die auf existentielle Bedrohungen hinweisen. Diese negativity bias führt dazu, dass wir negative Informationen um den Faktor 4 bis 10 (je nach Charakterzug) stärker bewerten als Mitteilungen, in denen sich Lösungen, Entwicklungen, Verbesserungen zeigen.
Angst soll uns motivieren etwas gegen drohende Gefahren zu unternehmen. Zu kämpfen, zu flüchten, Verteidigungssysteme zu bauen oder Vor-Sorgen zu treffen. In dem ungeheuren medialen Echo-System, in dem wir heute leben, führt das „Anfüttern“ mit Gefahren jedoch zum gegenteiligen Effekt. Zur zynischen Apathie.
In einer Aufmerksamkeits- und Erregungs-Ökonomie ist Negativität (Skandal, Streit, Gefahr, Übertreibung) ein probates Geschäftsmodell. Nichts hält uns so zuverlässig beim Klicken und Lesen wie Befürchtungs-Erzählungen und Untergangs-Narrative. Deshalb wimmeln nicht nur das digitale Netz sondern auch die „klassischen“ Medien von regelrechten Infodemien des Negativen.
Das meistbenutzte Wort in deutschen Informations-Medien ist „DROHT“. Immerzu droht alles, rund um die Uhr. Gleich danach kommen Worte wie „Versagen“, „Skandal“, „könnte“ (negativer Konjunktiv, im Sinne von „den Bach runtergehen“). Damit erfüllen die Medien, die Journalisten, scheinbar ihre Pflicht zur Aufklärung der Gesellschaft. Ein „kritischer Journalist“ fühlt sich immer moralisch berechtigt, das Schlimmste anzunehmen und zu verbreiten; er meint es ja nur gut mit uns. Wir sollen gewarnt sein vor dem Übel.
Also setzen wir noch einen drauf. Wer ist schuld an dem Versagen? Na klar, die Politiker!
In Wirklichkeit demoralisiert uns das alles nur. Was niemals oder selten vorkommt, ist Bewältigung.
Corona war eine Krise, die wir gar nicht so schlecht bewältigen konnten. Staat, Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft haben gar nicht schlecht zusammengearbeitet, um das Schlimmere zu verhindern. Aber die mediale Darstellung war durch ein ewiges Aufpeitschen von Streit, Dissens, dem Versagen, dem Nichtgenügen geprägt. Was bleibt, ist der fade Geschmack einer Niederlage.
Typisch für diesen Effekt der Vergeblichkeit ist das so genannte SPIEGEL-ABER. Wenn in Deutschlands kritischsten Magazin einmal eine positive Entwicklung aufgegriffen wird, findet sich schon in der Unterzeile die Umdrehung: „Es gibt zwar deutlich weniger Verbrechen, ABER das könnte nur darauf hinweisen, dass es demnächst NOCH schlimmer wird!“
So wächst das Dräuende, Dämonische der Zukunft unaufhörlich an. Das Kritische wird kontraproduktiv. Der Riesen-Troll des Untergangs wächst in den Himmel. Die Zukunft ist eine Sackgasse, aus der es keinen Ausweg mehr gibt. Nichts kann wirklich gelingen.
Wie kommen wir da raus?
Durch die Angst hindurchgehen
Eine sinnvolle Methode, sich der Zukunft sozusagen „von Hinten“ zu nähern, in einer konstruktiven Schleife, besteht darin, die Negativitätsverzerrung im Sinne einer mentalen Doppelstrategie zu nutzen. Dazu gehört im ersten Schritt eine bewusste Konfrontation mit der Negativität.
Stellen wir uns die fürchterlichsten aller möglichen Zukunfts-Szenarien vor. Zeichnen Sie die schrecklichsten Entwicklungen auf, die Ihnen für die nächsten zehn Jahre (zehn Jahre sind eine Art Zukunfts-Grundmaßstab) in den Kopf kommen. Zum Beispiel:
- Eine neue Seuche mutiert aus Corona, die plötzlich höhere Tödlichkeit mit starker Ansteckung verbindet und zu weltweitem Chaos führt – und einem Zusammenbruch der Weltwirtschaft.
- Der Ukraine-Krieg entwickelt sich zu einem Amoklauf von Putins Russland, das einen nuklearen Krieg mit der NATO vom Zaun bricht, worauf eine weltweite Superkrise entsteht, in der der gesamte Wohlstand zerstört wird.
- Amerika wird unter einem neuen, noch rechteren Präsidenten als Trump faschistisch; es kommt zu einem inneramerikanischen Bürgerkrieg, der die ganze Weltwirtschaft zerstört und auch Europa ins Chaos stürzt.
- In Kürze kommen Überwachungs-Techniken auf den Markt, die mittels mind-profiling Gedanken lesen können, damit bestimmte Werbebotschaften noch genauer angesprochen werden können; dieses Mittel wird längst auch von Geheimdiensten benutzt und dient natürlich der Überwachung der Gedanken, um den neuen Faschismus vorzubereiten.
- In Grönland schmelzen plötzlich die Gletscher viel schneller als erwartet; es entsteht ein Kaskaden-Affekt, der zu wahnsinnigen Hitzewellen und Bränden überall auf der Welt führt.
Haben Sie keine Hemmungen! Lassen Sie Ihrem dunklen Propheten freien Raum! Malen Sie sich alles aus: Was passiert? Wo wird es passieren? Wie wird das aussehen? Wer versagt? Wie werden sich die Nachrichten in der Tagesschau anhören? Wie werde ich, meine Familie reagieren?
Folgen Sie der Angst bis an ihr Ende.
Mit der Angst ist es so, dass man sie auf Dauer nicht halten kann. „Fear is a natural reaction to moving closer to the truth“ schreibt Pema Chödrön, eine buddhistische Lebenshilfe-Therapeutin, die Bücher mit schönen Titeln wie „Die Weisheit der Ausweglosigkeit“ oder „Der Mut zur Angst“ schrieb. Wir erkennen: Solche Szenarien sind zwar möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Es sind Phantasien. Dass sie im Prinzip möglich sind, heißt noch nicht, das sie EINTRETEN werden.
Durch diese negative Zukunfts-Meditation können wir die wahre Zukunft von unserer Angst differenzieren. Indem wir unsere Phantasien im Geiste „realisieren“, führen wir uns in eine Art Katharsis: WENN es so schlimm käme, wären wir in der Tat ohnmächtig. Dann wäre nichts mehr zu tun.
Aber es könnte eben auch ganz ANDERS kommen.
Überraschend anders.
Vielleicht sogar besser.
Wenn etwas Schreckliches passiert,
dann sollte man nicht daran zweifeln, dass es wirklich schrecklich ist.
Man sollte aber auch fragen: Was
passiert gerade sonst noch?
Der zweite Teil der Übung geht in die entgegengesetzte Richtung. Wir schauen in Richtung einer Realität, die wir bislang ignoriert haben.
Der Realität des WANDELS.
Des Wandels zum BESSEREN.
Lesen Sie:
- Die WHO hat neue Daten zum weltweiten Zugang zu Kochmöglichkeiten veröffentlicht. Im Jahr 1990 nutzten 53 Prozent der Weltbevölkerung Holz, Kohle oder Kerosin oder Dung, um ihr Essen zu kochen. Im Jahr 2020 ist diese Prozentzahl auf 36 Prozent gefallen. Das heißt, dass in einer Generation 2.48 Milliarden Menschen MEHR mit Elektrizität oder sauberen Öfen kochen.
© Health Effects Institute, IHME
- Indien hat soeben seinen fünften Nationalen Familien-Gesundheits-Bericht veröffentlicht. Bei einer Einwohnerzahl von 1,38 Milliarden Menschen hat sich in 5 Jahren, von 2015 bis 2020 Folgendes verändert:
- Das Verhältnis von Frauen mit zehn oder mehr Jahren Bildung erhöhte sich von 35,7 auf 41,5 Prozent.
- Der Gebrauch von Verhütungsmitteln stieg von 54 auf 57 Prozent an.
- Teenager-Schwangerschaften reduzierten sich von 29,5 auf 25 Prozent.
- Die Kindersterblichkeit reduzierte sich von 30 auf 25 pro 1000 Lebendgeburten.
- Der Zugang zu sanitären Anlagen verbesserte sich von 48,5 auf 70,2 Prozent.
- Der Zugang zu Elektrizität erhöhte sich von 88 auf 96,8 Prozent.
- Die Geburtenrate reduzierte sich von 2,2 auf 2,0 Kinder pro Frau und liegt jetzt in 23 von Indiens 28 Regionen UNTER der Reproduktionsrate. Das heißt, dass es keinen Geburtenüberschuss mehr gibt! Die indische Bevölkerungszahl wird in 10, 15 Jahren anfangen, massiv zu schrumpfen! Die Bevölkerungsexplosion findet nicht statt.
- Gleichzeitig hat Indien sein Zwischenziel, 40 Prozent seiner Energie erneuerbar zu erzeugen, erreicht. 156 von 390 GW der derzeit benötigten Energie werden solar oder mit Wind erzeugt. Das Ziel für 2030 von 500 GW (Äquivalent zu 400 Atomkraftwerken) rückt in greifbare Nähe.
Economic Times
- Afrikas GREAT GREEN WALL ist der Welt ehrgeizigstes Bewaldungs-Projekt, das sich quer über den Kontinent ziehen und eine Barriere gegen den Vormarsch der Wüste bilden soll. Das Projekt läuft seit 15 Jahren und konnte noch nicht in allen Ländern vollständig realisiert werden. Aber in NIGER war der Erfolg groß. Im Jahr 2020 waren 400.000 Hektar Wüste in einen Teil-Wald transformiert, und die verbesserte Erde führte zu einer kräftigen Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge.
Hunderte Dörfer erzielen ökonomische Vorteile aus der landschaftlichen Umformung, dem „Afrikanischen Terraforming“.
NYT - Ebola ist vorbei, oder hat zumindest seine Schrecken verloren. Das sagt Jean-Jacques Muyembe-Tamfum (https://en.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Muyembe-Tamfum), der das Virus vor 40 Jahren entdeckte; ein kongolesischer Mediziner, der die Entwicklung der Infektion seitdem intensiv verfolgt. „Heute kann ich sagen: Ebola ist besiegt, es ist vermeidbar, behandelbar und heilbar.“
France24 - Amerikas Ungleichheits-Problem hat sich zum ersten Mal in einer Generation verbessert. Die arme Hälfte der Amerikaner hält nun einen größeren Anteil am Gesamtvermögen als jemals zuvor in den letzten zwanzig Jahren.
archive.today - Amerikas nachlassender Fleisch-Hunger zeigt erste Wirkungen. Der tägliche Fleisch-Konsum (inkl. Eier, Milch) der Amerikaner fiel zwischen 2003 und 2018 um fast 40 Prozent; Auswirkungen der veränderten Ernährungsgewohnheiten in den Städten und bei den Jüngeren. Das Resultat ist der Rückgang von CO2-Emissionen im Ernährungssektor um sagenhafte 35 Prozent.
Anthropocene - Das erste Mal in 60 Jahren wird die chinesische Bevölkerungszahl zurückgehen. In den letzten 40 Jahren stieg die Anzahl der Chinesen von 660 Millionen auf 1.4 Milliarden an, aber 2021 war nur noch ein Zuwachs von 480.000 zu verzeichnen. Durch weitere sinkende Geburtenraten trotz Aufhebung der Ein-Kind-Politik dürfte China bereits dieses Jahr an seinen POPULATION PEAK gekommen sein. Von nun an gibt es immer weniger Chinesen.
BBC - Das Meer vor dem GAZA-Streifen ist zum ersten Mal wieder „kristallblau“, nachdem Kläranlagen ihren Betrieb aufnahmen und die direkte Einleitung von Abwässern ins Meer beendeten. Trotz ständiger kriegerischer Notstände können die Gaza-Bewohner jetzt ein Bad im Meer genießen.
euronews.green - Pakistan ist eine der wenig berichteten Entwicklungs-Erfolgsgeschichten der letzten Dekaden. Zwischen 1990 und 2019 stieg die Lebenserwartung um 7,2 Jahre, die Schulzeit um 2,9 Jahre, das Einkommen um 64 Prozent und der Anteil der Menschen unter der Armutsgrenze sank von 50 auf unter 20 Prozent.
UNDP- Vor drei Jahren startete Pakistan das „Zehn-Billiarden-Baum-Projekt“, was viel kritisiert wurde. Ende 2021 ist das Land auf der Zielgeraden für 15 Milliarden Bäume.
Dunya - Dazu kommt das größte Mangroven-Restaurations-Projekt in der Welt.
gulfnews.com
- Vor drei Jahren startete Pakistan das „Zehn-Billiarden-Baum-Projekt“, was viel kritisiert wurde. Ende 2021 ist das Land auf der Zielgeraden für 15 Milliarden Bäume.
- Auch die benachbarte Mongolei machte mit und spendierte 1 Prozent seines GDP für eine Milliarde Bäume, um die Wüstenbildung einzudämmen.
Montsame - E-Autos tragen in Großbritannien jetzt schon einen signifikanten Anteil zur CO2-Vermeidung bei.
The Guardian - Noch schneller geht es in Norwegen, wo Verbrenner nun nur noch 10 Prozent alle Käufe ausmachen. Im Jahr 2025 wird womöglich das letzte Diesel- und Benzinauto verkauft, drei Jahre früher als der ohnehin schon ambitionierte Plan der Norweger.
Drive - Dem Beispiel von Barcelona, Paris und Amsterdam folgend wird Birmingham, die zweitgrößte englische Stadt, eine große „low-traffic-neighborhood“ errichten. Verbunden mit einem Plan, Verkehr aus der City herauszuhalten und ein durchgängiges Verkehrssystem mit Zero-Emissions-Bussen, Fahrrad-Autobahnen und viel Platz für Fußgänger zu schaffen.
The Guardian - Der Kampf gegen Plastik nimmt an Fahrt auf.
- Indien hat das größte Einweg- Plastikverbot der Welt ausgesprochen.
The Times of India - Amerika wird den Gebrauch von Plastik in Nationalparks verbieten.
npr.org - Australien hat durch seine Bemühungen der Reduktion einen Rückgang von 29 Prozent Küsten-Plastik-Müll in den letzten sechs Jahren erreicht.
- Indien hat das größte Einweg- Plastikverbot der Welt ausgesprochen.
- Brasiliens ikonischer Golden Lion Tamarin, der nur in den atlantischen Wäldern Südamerikas vorkommt, wurde vor dem Aussterben gerettet; die Anzahl der Exemplare stieg von 200 im Jahr 1977 auf 2.000 heute.
- Wladimir Putin hat mehr für die Energie-Transition getan als irgendjemand in der Geschichte. 19 europäische Regierungen haben ihre Dekarbonisierungs-Pläne beschleunigt und dabei die Ziellinie von 55 auf 63 Prozent CO2-Reduzierung in der Energieerzeugung gesetzt.
Ember - Die 27 europäischen Länder haben im Jahr 2021 neue Solar-Kapazitäten von 26 GW (analog zu ca. 22 Kernkraftwerken) installiert, eine Zunahme von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Alle EU-Staaten sind jetzt auf Kurs zur Erreichung der Solarziele 2030. Polen, Irland und Schweden werden ihre Ziele wahrscheinlich im nächsten Jahr erreichen.
YaleEnvironment360 - Dass eine industrialisierte Nation, nämlich Dänemark, zum ersten Mal 100 Prozent seiner Energie allein durch Windenergie erzeugen konnte, war kaum eine Meldung wert.
Troels Christensen / twitter - Vietnam, ein Land mit 100 Millionen Einwohnern, mehr als Deutschland, entwickelt sich zu einem Land mit einer der schnellsten Energie-Transitionen der Welt. In den letzten vier Jahren erhöhte das Land seinen Solar-Anteil von 0 auf 11 Prozent – beim jetzigen Boom könnte sich das auf 50 Prozent im Jahr 2030 steigern. Ein „Problem“ auf dem Weg ist allerdings das derzeit nicht sehr leistungsfähige Stromnetz, das beim Wachstum der Erneuerbaren vorerst nicht mitkommt.
Petrotimes - Volvo beginnt damit, Produktionsstraßen für fossil-freie Autoproduktion aufzubauen. Der Autohersteller lieferte das erste karbon-freie Konstruktionsfahrzeug aus. Und hat vor, in den nächsten Jahren das erste Elektroauto auf den Markt zu bringen, das auch in seiner materiellen Konstruktion völlig „carbon positive“ ist.
Aggnet - China ist in seinen Umwelt-Zielen konsequenter als von vielen westlichen Beobachtern gedacht.
- Zwischen 2013 und 2020 sank die allgemeine Umweltbelastung in den chinesischen Städten um 40 Prozent – soviel wie die USA nur in drei Jahrzehnten schaffte.
archive.today - Jetzt hat China dreimal hintereinander in einem Quartal seine CO2-Emissionen reduziert. Vorherige Rückgänge waren von heftigen Zunahmen gefolgt; Corona kann ein Teil-Rolle gespielt haben, aber diesmal könnte es anders sein, weil China allmählich weniger Kohlekraftwerke als Solarkapazitäten baut und alte Kohlekraftwerke immer mehr ausrangiert werden.
carbonbrief.orgScreenshot: carbonbrief.org - Das Land ist im Begriff in diesem Jahr (2022) 108 GW Solar zu installieren, kombiniert mit 50 GW Wind, was einen großen Sprung in Richtung Erneuerbare bedeutet. Das Ziel, dass die chinesische Führung ausgegeben hat, 1200 GW bis zum Ende des Jahrzehnts, dürfte früher erreicht werden.
energytracker.asiaScreenshot: energytracker.asia
- Zwischen 2013 und 2020 sank die allgemeine Umweltbelastung in den chinesischen Städten um 40 Prozent – soviel wie die USA nur in drei Jahrzehnten schaffte.
- Österreich hat ein Erneuerbare-Wärme-Gesetz verabschiedet, das vorbildlich für den CO2-Ausstoß von Gebäuden sein wird. Alle neuen oder Ersatz-Heizungen müssen ab nächstem Jahr auf erneuerbarer Energiebasis laufen, ab 2035 werden Öl- und Kohleheizungssysteme ersetzt werden und ab 2040 alle Gasheizungen. Haushalte mit geringem Einkommen bekommen 100 Prozent der Kosten ersetzt.
Kleine Zeitung - Jair Bolsonaro hat eines der hoffnungsvollsten „Aufsteiger-Länder“ des Planeten in eine tiefe Selbstzweifels- und Frustrationskrise gestürzt. Aber erstaunlicherweise hat sich gleichzeitig die brasilianische Gesellschaft in Richtung liberaler Werte bewegt. 79 Prozent der Brasilianer glauben heute, dass Homosexualität akzeptiert werden soll (67 Prozent vor 10 Jahren). 76 Prozent glauben, dass Einwanderer gut für das Land sind, und die Anhänger der Todesstrafe haben sich von 47 auf 36 Prozent reduziert. (Umfrage der Tageszeitung Folha de São Paulo). Ähnliche Toleranz-Entwicklungen gibt es in einigen asiatischen Staaten. Vietnam hat das Verbot von Same-Sex-Marriages aufgehoben. In den Philippinen weichen die strengen Diskriminierungs-Gesetze langsam auf. Und in Thailand wurde am 5. Juni ein Gesetz zur Homosexuellen-Ehe ins Parlament eingebracht; dort wurde auch der Gebrauch von Marihuana weitgehend liberalisiert.
Pride and Groom, Economist 18. Juni 2022
Lokale Artenschützer haben 50 Jahre lang hart an seiner Erhaltung gearbeitet und wenden sich jetzt den anderen bedrohten Tamarin-Arten zu: Schwarzkopflöwenäffchen, Goldkopflöwenäffchen und Rotsteißlöwenäffchen.
Verlieren Sie Ihr Zukunfts-Misstrauen
Beobachten Sie, was in Ihnen passiert, wenn Sie diese Meldungen lesen. Wahrscheinlich werden Sie versuchen, zu relativieren: Ist das relevant? Reicht das? Was geht mich das an? Ist das nicht nebensächlich? Sie werden immer wieder auf den Effekt der kognitiven Dissonanz stoßen – wenn eine Meldung einer negativen These, die Sie „ganz sicher“ kennen, widerspricht, erklären Sie sie für irrelevant. Oder für gefälscht: Ist das womöglich „fake news“, gekauft von „der Industrie“. Beschönigung? Verharmlosung?
Was ist klein? Was ist groß? Ist die Tatsache, dass Milliarden Menschen nicht mehr von Holzkohlefeuern ihre Lungen ruinieren, wichtig? Was geht mich Birminghams Verkehr an, oder Pakistans, oder Baumpflanzungen in der Sahara?
Wie passt das alles zusammen?
„Only to the extent that we expose ourselves over and over to annihilation can that which is indestructible in us be found.”
Pema Chödrön
Öffnen wir den Horizont: Das Gelingende, Gelungene und Besser-Werdende ist selten spektakulär. Deshalb nehmen wir es nicht wahr. Es heißt ja, dass etwas funktioniert, sich zusammenfügt, „passt“, wie der Österreicher sagt. Oft findet Fortschritt in kleinen Schritten statt, die kaum wahrnehmbar sind. In Selbst-Stabilisierungen und Re-Stabilisierungen nach Krisen. „Die Welt“ besteht nicht nur aus Gefahren und negativen Trends. Sondern aus Myriaden von Prozessen, Systemen, in denen die Gesetze der Selbstorganisation, der lernenden Verbesserung wirken.
Krisen sind Störungen, die unvermeidlich, aber auch Teil dieses Prozesses sind. Sie sind immer schrecklich, aber ihre Auswirkungen sind es oft nicht. Und auch in schrecklichen Krisen gibt es das Wunderbare, Hoffnungs-volle.
Üben wir Zukunfts-Realismus:
Jede Kraft erzeugt auch eine Anti-Kraft.
Das Schlimme erzeugt eine Gegen-Bewegung.
Im Kleinen verbirgt sich oft das Große, Wunderbare.
Zukunft ist das, was wir in unseren Erwartungen aus ihr machen.
Zukunft ist eine Entscheidung.
Für die wir verantwortlich sind.